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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Paul Temple und die Konfirmation

In den Fünf­zi­ger­jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts, kurz nach dem 2. Welt­krieg, gab es nicht nur Fil­me mit dem fik­ti­ven Schrift­stel­ler und Pri­vat­de­tek­tiv Paul Temp­le vom Autor Fran­cis Dur­bridge, son­dern beim WDR auch Hör­spie­le. Eine wich­ti­ge Rol­le spiel­te Pauls Frau Ste­ve, die sich stets aktiv in das Gesche­hen ein­misch­te. Paul Temp­le wur­de von René Delt­gen (im Fall Alex von Paul Klin­ger) gespro­chen, Ste­ve u. a. von der Schau­spie­le­rin Anne­ma­rie Cor­des. Die Epi­so­den waren jeweils wöchent­lich frei­tags ab 20 Uhr für eine hal­be Stun­de zu hören. Die Sen­dun­gen began­nen und schlos­sen mit einer für die dama­li­ge Zeit sehr moder­nen Musik von Hans Jöns­son, die wahr­schein­lich mei­ne spä­te­re Lie­be für Jazz­mu­sik begründete.

Ärger­lich war, dass ich und die ande­ren Jugend­li­chen mei­nes Jahr­gangs alle zwei Wochen frei­tags von 18 bis 20 Uhr zum Kon­fir­man­den­un­ter­richt ins Gemein­de­haus muss­ten. Der Weg nach Hau­se dau­er­te zwar zu Fuß nur sie­ben Minu­ten, da aber der Pfar­rer sel­ten pünkt­lich auf­hör­te, ver­pass­te ich oft die tol­le Musik. Zu dritt baten wir den Pfar­rer, viel­leicht zehn Minu­ten eher gehen zu kön­nen. Wir nann­ten das Hör­spiel als Grund. Unse­re Bit­te wur­de kate­go­risch abge­lehnt. So konn­te ich die jeweils nur kurz ein­ge­spiel­te Musik ledig­lich am Ende der Fol­gen hören, und mir ent­ging manch­mal auch der Anfang der Kri­mi­fort­set­zung. Das mach­te mich ziem­lich wütend, ich war näm­lich nicht gera­de wild auf Kir­che und Reli­gi­on, und die­se Art Hör­spiel war etwas völ­lig Neu­es im Radio.

Um mich zu rächen, besuch­te ich in der Fol­ge­zeit den sonn­täg­li­chen Got­tes­dienst eher sel­ten. Das Pro­blem war, dass wir dar­über Buch füh­ren und unse­re Anwe­sen­heit jeweils von einem Pres­by­ter abzeich­nen las­sen mussten.

So kam es, dass vier Wochen vor der Kon­fir­ma­ti­on ein Brief vom Pfar­rer her­ein­flat­ter­te mit dem Hin­weis, mei­ne Kon­fir­ma­ti­on sei wegen der sel­te­nen Teil­nah­me am sonn­täg­li­chen Got­tes­dienst gefähr­det. Mein Vater wink­te mit dem Brief und frag­te: Willst du kon­fir­miert wer­den oder nicht? Er wür­de ent­spre­chend ant­wor­ten. Ich schluck­te und über­leg­te. Ziem­lich sicher war, dass ich von Tan­te Inge eine Arm­band­uhr bekom­men wür­de, mei­ne älte­ren Vet­tern hat­ten bereits eine erhal­ten. Außer­dem stand fest, dass ande­re Onkel und Tan­ten Geld schen­ken wür­den. Das war sehr wich­tig, denn ich spar­te auf ein Sport­rad. Es fehl­ten noch ein­hun­dert­zwan­zig Mark. So ließ ich mich kor­rum­pie­ren, und mein Vater schrieb einen Ent­schul­di­gungs­brief, was ihm aber, wie er bemerk­te, nicht ganz so leicht­ge­fal­len war. Bei uns zu Hau­se wur­de sehr kri­tisch über Kir­che und alles, was damit zusam­men­hing, dis­ku­tiert. Der Brief hat­te aber die gewünsch­te Wir­kung, und so wur­de ich kon­fir­miert. Das mit dem Geld klapp­te dann wie gewünscht, wie so oft, wenn die Kir­che dabei im Spiel ist.

Doch bei­na­he hät­te mir Paul Temp­le die Tour vermasselt.