Endlich die Wahrheit! »Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.« Dieser Satz von Außenministerin Baerbock bei einer Debatte im Europarat stimmt aufs Wort. Auch der neue Verteidigungsminister Pistorius hatte vor seiner Vereidigung von einer indirekten Beteiligung Deutschlands am Krieg gesprochen. Ob direkt oder indirekt, das spielt keine Rolle. Die Bundesrepublik Deutschland ist Kriegspartei. Das Scheingeplänkel innerhalb der Nato um die Panzer ändert daran keinen Deut. Das gleiche Szenario deutet sich bei den Kampfjets an und – was zu befürchten ist – für alles, was die westlichen Waffenmafiosi zu bieten haben.
Derzeit wird ein abgefeimtes Polit-Theater geboten. Panzer allein sind nicht alles, aber sie sind der Schlüssel, das Tor zu einer weiteren Eskalation des Nato-Stellvertreterkrieges bis zum atomaren Inferno zu öffnen. Selbst aus der »Stiftung Wissenschaft und Politik« werden die Begründungen für die Panzerlieferungen als so dürftig bezeichnet, dass sich so auch die Lieferung taktischer Atomwaffen für die ukrainischen Armee rechtfertigen ließe. Oder war es als Tipp für die nächste »Wünsch dir was«-Sendung Richtung Kiew gedacht?
Insofern entspricht es der Logik von Militärs, wenn sich nach dem avisierten Panzersammelsurium aus den Nato-Ländern dessen Wunschliste erschreckend verlängert. Ultimativ verlangte Präsident Selenskyj, direkt an die Adresse von Nato-Generalsekretär Stoltenberg gerichtet, der Westen solle »die Lieferung von Langstreckenraketen auf den Weg« bringen. Kiew und seine Verbündeten müssten zudem »unsere Zusammenarbeit bei der Artillerie ausweiten« und die »Entsendung von Kampfflugzeugen« ermöglichen. Vizeaußenminister Melnyk legte nach seiner Berliner Art nassforsch nach, begehrte Tornados, Eurofighter sowie Kriegsschiffe und U-Boote. Als Ex-Botschafter in Deutschland hat er seinen Job verdammt schlecht gemacht, sonst wüsste er, wie langsam die deutschen Waffenmühlen mahlen.
Die Marinesparte von ThyssenKrupp z. B. hat sehr lange Lieferzeiten, und die Bundesmarine liegt selbst mit den aktuell sechs U-Booten unter dem Bedarf. Vom Preis eines solchen Objekts der Begierde ganz abgesehen. Da ist ein Stückpreis von einer halben Milliarde Euro im Gespräch. Unendliche Kredite wären allerdings garantiert, weil den USA, der Europäischen Union, der Bundesrepublik und der ganzen Koalition der Kriegsbeschleuniger knausern fremd ist.
Bei Rheinmetall läuft es nicht besser. Etwa in einem Jahr könnten 22 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 aus eigenem Bestand zur Verfügung stehen. Wann zusätzliche 88 Leopard-1-Fahrzeuge fertig sein könnten, ist allerdings unklar. Die 29 Panzer der Bundesregierung, die für Ringtausche vorgesehen sind, sollen im Frühjahr verfügbar sein. »Vom Leopard 2A4 verfügen wir noch über 22 Fahrzeuge, die wir einsatzbereit machen und an die Ukraine liefern könnten«, sagte der Konzernsprecher. »Die Instandsetzung dieser Fahrzeuge würde ein knappes Jahr dauern, eine Auslieferung wäre Ende 2023/Anfang 2024 möglich.« 29 Leopard 2A4 sollen für die Ringtausch-Projekte im April/Mai dieses Jahres bereitstehen. Deutsche ausgetüftelte Wehrtechnik braucht eben ihre Zeit. Fürwahr ein harter Job.
Was soll eigentlich das Gerede vom deutschen 64-t-Schwergewicht Leopard? Lieschen Müller dürfte als potentielle Kundin nicht infrage kommen. Die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG mit Firmensitz in München lobt sich als Das Systemhaus hoch und biedert sich als Marktführer für Rad- und Kettenfahrzeuge in Europa an, welcher »mit mehr als 4.000 Mitarbeitern in Deutschland, Brasilien, Griechenland, Großbritannien, Singapur, Ungarn und den USA ein breit gestreutes Produktportfolio entwickelt, fertigt und betreut«. Dazu zählen Kampfpanzer und Artilleriesysteme, Schützenpanzer, Flugabwehr-, Aufklärungs- und Brückenlegesysteme sowie »luftverladbare Radfahrzeuge«.
Bei KMW handelt es sich um eine Tochtergesellschaft des deutsch-französischen Konzerns KNDS (KMW + NEXTER Defense Systems), der durch den Zusammenschluss von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter als Holding mit Sitz in Amsterdam entstand. Der Konzern erwirtschaftete 2021 einen Umsatz in Höhe von 2,7 Mrd. Euro, während die Belegschaft auf 8.767 Mitarbeiter wuchs, und plant für das laufende Geschäftsjahr 2022 eine Umsatzsteigerung auf 3,1 Mrd. Euro. Die europäischen Steuerzahler freut das kaum, aber die regierenden Steuergeldverprasser sind großzügig und verdienen infolge des Umsatzes per Steuer mit am makabren Business.
Hält der Leo überhaupt, was Chefetage und Marketing großkotzig versprechen? Ist er sein Geld wert? Der wertgeschätzte Kunde findet z. B. unter https://www.kmweg.de/ natürlich kein Sterbenswörtchen über die Leo-Kalamitäten. Selbst am Schreibtisch im Ministerialbüro dürften erhebliche Bedenken aufkommen. Allein beim Personaleinsatz verlangt er nämlich eine von Hightech besessene 4-Mann-Besatzung und vom Ladeschützen obendrauf einen Knochenjob – selbst in Friedenszeiten in der Ausbildung. Die Abrams made in USA und die britischen Challenger gleichen in dieser Hinsicht dem deutschen Koloss, bedingen 4fache Manpower, schlucken ob ihres Gewichts enorm viel Diesel auf 100 Kilometer oder beim Abrams-Antrieb mit Gasturbine gar 700 Liter Kerosin. So man hat und die Logistik stimmt. Doch wehe, wenn der Leo in die Werkstatt muss …
Niemand redet gern über weitere Nachteile. Allen Panzern ist gemeinsam, dass die Ketten und der Motorraum die wohl größten Schwachstellen darstellen, im verminten Gelände oder bei Angriffen aus der Luft per Drohnen sowie durch ferngesteuerte Kampfroboter. Insofern sind Panzer wirklich nicht alles. Nicht zu vergessen, der Ukraine wurde die Katze im Sack spendiert. Ob Leo, Abrams oder britische Challenger, sie alle sind nicht kompatibel. Selbst die Leo-Varianten untereinander nicht. Da ist der zögerliche Kanzler Scholz vielleicht sogar zu verstehen, falls er in einem Anflug von sozialdemokratischer Solidarität dem geschundenen Land mit dem Danaergeschenk weiteres Ungemach ersparen wollte.
Eine historische Erinnerung sei gestattet. Im Februar vor 80 Jahren endete die Schlacht um Stalingrad mit der Kapitulation der 6. Armee der deutschen Wehrmacht. Im Juli sollten »die besten Verbände, die besten Waffen« den Erfolg des Unternehmens Zitadelle garantieren. Knapp 800.000 Soldaten mit 2.500 Panzern und Sturmgeschützen bot die Wehrmacht nochmals auf. Am 11. und 12. Juli kam es bei Prochorowka zu einer Panzerschlacht bis dato unbekannten Ausmaßes. Ihr Ausgang ist bekannt. Die deutschen Tiger-Panzer wendeten das Blatt nicht. Am 9. Mai 1945 lagen die Standarten von Wehrmacht und SS vor dem Kreml auf dem regennassen Roten Platz.
Unweit vom Werderschen Markt, an dem die deutsche Außenministerin mehr schlecht als recht ihres Amtes waltet, umrahmen am Giebel eines Hauses an der Rathausstraße die Worte »Berlin – Stadt des Friedens« ein Tauben-Relief des DDR-Bildhauers Gerhard Thieme. Der Weltfriedensrat ehrte die DDR-Hauptstadt Berlin mit diesem Beinamen. Also ausdrücklich nicht Berlin-West, denn dort galt bis 1990 der Vier-Mächte-Status und oblag die Oberhoheit den Besatzungsmächten.
Stadt des Friedens ist unzeitgemäß. Von Berlin geht kein Frieden mehr aus.