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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Pandemische Elegien

Nach B. Brecht

DER MEINUNGSWECHSEL
Ich sit­ze auf dem Balkon.
Die Regie­rung wech­selt die Meinung.
Ich bin nicht ihrer gest­ri­gen Meinung;
Ich bin nicht ihrer heu­ti­gen Meinung.
War­um sehe ich die Nachrichten
Mit Schafsgeduld?

RADELN. GESPRÄCHE
Es ist Abend. Vor­bei gleiten
Zwei Rad­ler. Neben­ein­an­der radelnd
Spre­chen sie. Sprechend
Radeln sie nebeneinander.
Die Poli­zei darf erst strafen
Beim drit­ten Radler.

DIE LÖSUNG
Im befreun­de­ten Ungarland
Macht er Nägel mit Köpfen:
Der Reichs­ver­we­ser Vik­tor Orban.
Wäre es nicht großartig
Schlü­ge ein Bernd Höcke
In unpas­sen­de Köp­fe Nägel?

BEIM LESEN DES BRECHT
Selbst die Pest
Dau­er­te nicht ewig.
Ein­mal trock­ne­ten sie aus
Die Schwar­zen Beulen.
Und nie­mand kann­te dies:
Herdenimmunität.

VOR VIER MONATEN
Da war eine Zeit,
Da war alles hier anders.
Die Metz­ger­frau weiß es.
Der Post­bo­te hat­te kaum zu tun.
Und was war mit Klopapier?

WELTWEITE WIRRNIS
Das chi­ne­si­sche Virus
Heißt es im fer­nen Amerika.
Die Deut­schen streiten:
Säch­lich oder männlich?
In Frank­furt sind es Wiener,
In Wien Frankfurter.
Und der urame­ri­ka­ni­sche Burger
Ist Petersburger.

DIE STRASSEN DES KOMMENDEN SOMMERS
Über die Bah­nen der Autos
Don­nern sie end­lich wieder:
Die NATO-Armeen aus
Aller­lei Staaten.
Was sie im März abbre­chen mussten:
Den Drang nach Osten