Glaubt man dem Spiegel, sollen bei den beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ und StN) 20 Prozent der Redakteure eingespart werden. Dagegen spricht eigentlich wenig, da wir bei der Corona-Berichterstattung gesehen haben, dass die PR von Pfizer und Co. bzw. von deren Experten und Freunden in und unter unseren Regierungen (Bund und Länder) völlig ausreicht. Die ein bisschen umzuschreiben, lokal anzupassen, dafür reicht die Volontärin.
Anzureichern sind diese Berichte durch die schönen Bilder mit den Herren Kretschmann, Palmer und Özdemir und fertig. Ab und an noch eine Homestory, die etwas betroffen macht (Krankenhausgeschichten sind sehr beliebt).
Nicht fehlen dürfen die Polizeiberichte über frei wedelnden Exhibitionisten, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Dazu noch die Verkehrsunfälle – und fertig ist das Qualitätsmedium, das keine Konkurrenz zu fürchten hat, weil es keine mehr gibt.
Auch für die Süddeutsche schlage ich eine Redakteursreduktion vor. Zur Corona-Berichterstattung gab es dort bislang nur Big Pharma und Big Data. Wie wäre es einmal mit einer Meldung zu den Impfopfern – und zum Ausgleich dann ein schöner Text zum Nocebo-Effekt: »Nach der Impfung tot – alles Einbildung?«*
Doch ich bin ungerecht, es gibt ganz selten auch nützliche Texte dort. Ich meine nun keinen zur Frage, ob man Spinat zweimal warm machen darf, sondern: »Kirchenaustritt in Deutschland. So tritt man aus der Kirche aus« (StZ). Großes Lob!
Wenn man uns nun auch noch erklärt, wie man den Beitrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsparen kann, fällt uns der Abschied von diesen Zeitungen und Medien doch nicht ganz so leicht.
* Der Effekt gilt natürlich nur für die eingebildeten Folgen der Impfung, nicht für »Long-Covid«. Besonders peinlich: In Stuttgart werden nun Fotografien von Long-Covid-Patienten in der Stadt verteilt aufgehängt. Den Leuten graut vor gar nichts.
PS: Die Post nutzt auch die Corona-Krise – sie schließt im Stuttgarter Osten, kein kleiner Stadtteil in Stuttgart, ihre Schalter an zentraler Stelle. Sollte es eine Anti-Digitalisierungspartei geben – die Entwicklungen bei der Post, der Deutschen Bahn oder meiner Bank sind schmerzliche Beweise, dass es so eine Partei braucht –, will ich dort auch mitmachen. Das mag für einen undogmatischen Marxisten seltsam erscheinen, aber ich erinnere an Adorno: Der Weltgeist hat die Front gewechselt …