AfD wählen, um die Regierung abzustrafen, sei ungefähr so schlau, wie sein Auto anzünden, um der teuren Werkstatt eins auszuwischen. Sagt Alexa. Viel schlauer als der Frustwähler sind da die Parteien der extremistischen Mitte: Seit Jahrzehnten haben sie nichts anderes anzubieten als ihren neoliberalen Einheitsbrei, der die Reichen immer reicher macht und die Mehrheit mit Almosen und warmen Worten an Feiertagen abspeist. Neu auf ihrer Agenda: Aufrüstung, Kriegstüchtigkeit herstellen, Russland ruinieren.
Und obwohl sie für genau den Frust sorgen, dem die politische Konkurrenz von ganz rechts die hohen Zustimmungswerte zu verdanken hat, sind sich die Zeiten-Wender der Ampelparteien nicht zu blöde, sich als Speerspitze einer fein orchestrierten und medial gehypten Aufwallung »gegen rechts« zu inszenieren. Und man lässt es ihnen durchgehen: Auf der Osnabrücker Kundgebung gegen das Symptom mit Namen AfD durfte allen Ernstes auch der frühere OB der »Friedensstadt« um die Sympathien der Anständigen buhlen. Ja, wirklich! Derselbe Herr Pistorius, der zwei Wochen zuvor ziemlich deutlich aussprach, worum es ihm gerade wirklich geht: »Deutschland muss wieder kriegstüchtig werden.« Fehlt nur noch, dass der FDP-Mann Kemmerich auf irgendeiner Bühne ein besorgtes Gesicht aufsetzen und sich als Vorkämpfer des Antifaschismus feiern lassen darf. Seine unsägliche Wahl zum thüringischen Ministerpräsidenten von AfD’s Gnaden jährt sich dieser Tage zum vierten Mal.
Diese Regierung ist offensichtlich nicht fähig, ihrem Amtseid entsprechend dafür zu arbeiten, dass man sich einigermaßen sicher fühlen und angstfrei leben kann. Shock and awe, die Leute erschrecken und sie gefügig machen. Ist das Fußvolk verunsichert (Angst vor Krieg, vor sozialem Abstieg, vor dem Verlust von gesellschaftlicher Teilhabe), lässt es sich umso leichter gängeln. Daumen hoch für die Bauern!
Die Gefahr, dass die Extremisten aus der politischen Mitte den nächsten Krieg anzetteln, halte ich für nicht weniger real als die eines Putschversuchs von rechts oder der Vorbereitung von Massendeportationen.
Das größte Nato-Manöver seit Jahrzehnten ist soeben angelaufen, die Bundeswehr mit mehr als 12.000 SoldatInnen bis Ende Mai dabei. Mit der ganz offen gegen Russland gerichteten Übung (?) gießt das Kriegsbündnis weiter Öl ins Feuer. Und wer von uns weiß schon, was die Warlords um Stoltenberg und Cavoli wirklich vorhaben? Vielleicht wird ja »ab 5.45 Uhr (…) zurrrrrückgeschossen«!? (A. Hitler am 1.9.1939, nach dem von den Nazis fingierten polnischen Überfall auf den Rundfunksender Gleiwitz.)
»Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen« (Max Horkheimer). Soll heißen: Es gibt nicht einen Grund, die Gefahren von rechts zu verharmlosen. Einfach mal abwarten ist keine Option! Und es gibt gleichzeitig tausend + 1 gute Gründe, gegen das Politikversagen der herrschenden Klasse im Allgemeinen und den Totalausfall politischer Diplomatie im Besonderen auf die Straße zu gehen. Das Eine tun und das Andere nicht lassen! »Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!« war der Schwur der Überlebenden des Nazi-Terrors in Buchenwald. Und ja: Nie wieder ist jetzt!