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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Nato mobilisiert gegen China

Auf dem Nato-Gip­fel vom 9. Bis 11. Juli in Washing­ton steht die angeb­li­che Bedro­hung west­li­cher Inter­es­sen durch Chi­na als einer der drei Haupt­punk­te auf der Tages­ord­nung der Nord­at­lan­ti­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on, die nun ihre Klau­en auch in Rich­tung Asi­en aus­streckt. Dort will sie mit neu­en regio­na­len Alli­an­zen Washing­ton hel­fen, Pekings Ein­fluss einzudämmen.

Um den bevor­ste­hen­den Nato-Gip­fel auf die­se neue Ziel­set­zung ein­zu­stim­men, hat Gene­ral­se­kre­tär Jens Stol­ten­berg am 17. Juni anläss­lich sei­nes Besuchs in Washing­ton schon mal eine deut­li­che War­nung an die Volks­re­pu­blik Chi­na gerich­tet, weil die­se angeb­lich Russ­lands Krieg in der Ukrai­ne durch Lie­fe­rung von Tech­no­lo­gie unterstütze.

Noch vor sei­nem Besuch bei US-Prä­si­dent Biden im Wei­ßen Haus hat­te Stol­ten­berg die Washing­to­ner Denk­fa­brik »Wil­son Cen­ter« besucht und dort eine Rede gehal­ten. Dabei hat er das aus­ge­wähl­te Publi­kum unter ande­rem über die drei gro­ßen The­men ein­ge­weiht, die den kom­men­den Nato-Gip­fel beherr­schen wer­den. Punkt 1 auf der Tages­ord­nung sei das Kern­ge­schäft der Nato: »Abschreckung und Ver­tei­di­gung«. Punkt 2 ist »das drin­gend­ste The­ma« der Alli­anz, näm­lich die Ukrai­ne. Vor dem Hin­ter­grund der angeb­li­chen chi­ne­si­schen Bedro­hung ist dann Punkt 3 dem Nato-Pro­gramm »Glo­ba­le Part­ner­schaf­ten, ins­be­son­de­re im indo-pazi­fi­schen Raum« gewidmet.

In sei­ner Rede droh­te Stol­ten­berg, das Land wer­de bestraft wer­den, wenn es wei­ter­hin Russ­land unter­stüt­ze. Stol­ten­berg warf Chi­na vor, ein dop­pel­tes Spiel zu spie­len, indem einer­seits Russ­land im Krieg gegen die Ukrai­ne unter­stüt­zen wer­de, Chi­na jedoch gleich­zei­tig auch sei­ne Bezie­hun­gen zu west­li­chen Staa­ten aufrechterhalte.

»Das kann auf lan­ge Sicht nicht funk­tio­nie­ren«, sag­te Stol­ten­berg. Chi­na wer­de einen Preis dafür bezah­len, wenn es den Ukrai­ne-Kon­flikt wei­ter befeu­ert, indem es Russ­land mit Halb­lei­tern und ande­ren wich­ti­gen Tech­no­lo­gien ver­sorgt, die nach Auf­fas­sung der Nato von Russ­land zur Fort­füh­rung des Krie­ges benö­tigt wer­den. »Tat­sa­che ist, dass Chi­na den größ­ten bewaff­ne­ten Kon­flikt in Euro­pa seit dem 2. Welt­krieg befeu­ert«, sag­te Stol­ten­berg in sei­ner Rede im Wil­son Center.

Chi­na reagier­te prompt und for­der­te von der Nato, ihre Her­an­ge­hens­wei­se an den Ukrai­ne-Kon­flikt zu über­den­ken: »Die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft hat ihre eige­ne, gerech­te Mei­nung dar­über, wel­che Rol­le die Nato, das Pro­dukt des Kal­ten Krie­ges und das größ­te mili­tä­ri­sche Bünd­nis der Welt in der Ukrai­ne-Kri­se spielt. Die Nato soll­te ihre Hand­lun­gen über­den­ken, anstatt will­kür­li­che ver­leum­de­ri­sche Angrif­fe auf Chi­na durch­zu­füh­ren«, sag­te der stell­ver­tre­ten­de Direk­tor der Infor­ma­ti­ons­ab­tei­lung und Spre­cher des chi­ne­si­schen Außen­mi­ni­ste­ri­ums Lin Jian im Rah­men einer Pressekonferenz.

Lin Jian beton­te, dass die Volks­re­pu­blik Chi­na weder die ukrai­ni­sche Kri­se her­auf­be­schwo­ren habe noch eine Kon­flikt­par­tei dabei sei: »Wir emp­feh­len den Par­tei­en, nicht wei­ter Öl ins Feu­er zu gie­ßen, mit den gegen­sei­ti­gen Schuld­zu­wei­sun­gen auf­zu­hö­ren und alles zu unter­las­sen, was eine neue Block­kon­fron­ta­ti­on vor­an­treibt. Statt­des­sen soll­te alles dar­an­ge­setzt wer­den, den Kon­flikt zu lösen.«

Die Tat­sa­che, dass die Nato-Län­der die Ukrai­ne nicht nur mit Chips, son­dern mit fer­ti­gen Hoch­tech­no­lo­gie­waf­fen belie­fern, scheint in den Köp­fen der Kämp­fer für die Durch­set­zung der US-gemach­ten »regel­ba­sier­ten Ord­nung« kei­ne Rol­le zu spie­len. In ihrer Hybris sind sie über­zeugt, die Guten und die Stärk­sten zu sein, die auf der Sei­te der Engel gegen das Böse in der Gestalt von Russ­land und Chi­na, bzw. gegen Putin und Xi kämpfen.