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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Nach Ruanda nun Nigeria

Yus­uf Tug­gar, der Außen­mi­ni­ster von Nige­ria, begrüß­te Ende Febru­ar am Ran­de des G20-Tref­fens in Johan­nes­burg die Plä­ne von Volks­wa­gen, »mit Unter­stüt­zung der deut­schen Regie­rung im Rah­men der Bemü­hun­gen um eine bes­se­re Mecha­ni­sie­rung der Land­wirt­schaft E-Trak­to­ren in Nige­ria ein­zu­füh­ren« (Agence Eco­fin). Über ein Drit­tel der Bevöl­ke­rung ist in der Land­wirt­schaft beschäf­tigt. Und der Sek­tor erwirt­schaf­tet 22,7 Pro­zent des Brut­to­nin­land­pro­dukts. Aber hier gibt es einen gro­ßen Ent­wick­lungs­be­darf: Der Mecha­ni­sie­rungs­grad der Land­wirt­schaft des ölrei­chen Lan­des beträgt nur 0,027 Pfer­de­stär­ken pro Hekt­ar, wäh­rend die FAO, die Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on der UNO, 1,5 PS/​ha emp­fiehlt. Die Regie­rung finan­ziert hier­zu mit 30 Mrd. Nai­ra (19,3 Mio. Dol­lar) land­wirt­schaft­li­che Pro­jek­te an 30 Uni­ver­si­tä­ten. Und beim US-Mul­ti Dee­re & Co. sol­len bis 2029 10.000 John Dee­re Trak­to­ren bestellt wer­den. Aber das nige­ria­ni­sche Mecha­ni­sie­rungs­pro­jekt geht mit der Gesell­schaft für inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit (GIZ) und Volks­wa­gen übers simp­le Busi­ness hin­aus. Nige­ria über­nimmt – ohne Ein­zel­hei­ten zu nen­nen – das in Ruan­da mit dem dor­ti­gen Land­wirt­schafts­mi­ni­ste­ri­um ent­wickel­te Pilot-Pro­jekt eines e-hubs »Gen­Farm«, eine Anla­ge, die an eine land­wirt­schaft­li­che Trak­to­ren­sta­ti­on in der DDR erin­nert. Anfangs gab es Beden­ken, dass das VW-Emblem den E-Trak­tor zie­ren sollte.

Im Mit­tel­punkt steht ein in Zusam­men­ar­beit mit Sie­mens und GIZ ent­wickel­ter E-Trak­tor, ein erschwing­li­cher Alles­kön­ner, kei­ne Rie­sen­ma­schi­ne, der 2020 von RICA, dem Rwan­da Insti­tu­te for Con­ser­va­ti­on Agri­cul­tu­re, erfolg­reich gete­stet wur­de. Im Juni 2023 wur­de das Abkom­men mit Ruan­da zur Land­über­tra­gung unter­schrie­ben. Die Anla­ge in Gasho­ra im Distrikt Duge­se­ra (60 km von der Haupt­stadt Kiga­li ent­fernt), inclu­si­ve Mon­ta­ge­werk und Fort­bil­dungs­zen­trum, wird mit­tels Pho­to­vol­ta­ik erzeug­ten Strom betrie­ben und steht den Land­wirt­schafts-Koope­ra­ti­ven des Distrikts ab Früh­jahr 2025 zur Ver­fü­gung. »Land­wir­te kön­nen einen Elek­tro­trak­tor mit einem geschul­ten Fah­rer für eine nach­hal­ti­ge und erschwing­li­che Land­wirt­schaft buchen«, sag­te Dr. Niko­lai Ardey, For­schungs­di­rek­tor bei VW. »Der ein­zi­ge Ver­kaufs­punkt ist das Batterie-Umtausch-System.«

RICA betreibt die For­schung und über­nimmt auch die Aus­bil­dung der zukünf­ti­gen Far­mer, GIZ ist an der Beschaf­fung von Maschi­nen betei­ligt. Das VW Group Inno­va­ti­on Cen­ter lie­fert die E-Trak­to­ren und E-Scoo­ter, wäh­rend VW Mobi­li­ty Solu­ti­ons Rwan­da den Betrieb übernimmt.

Ser­ge Kamu­hin­da, der Vor­stands­vor­sit­zen­de von Volks­wa­gen Ruan­da, rühr­te kräf­tig die Wer­be­trom­mel in der in Kiga­li her­aus­ge­ge­be­nen The New Times, dass elek­tri­sche Trak­to­ren die Grund­la­ge für die wirt­schaft­li­che Trans­for­ma­ti­on Afri­kas sei­en und den afri­ka­ni­schen Bau­ern eine wür­di­ge Zukunft bie­ten sol­len. Stand doch noch im Geschäfts­be­richt des VW-Vor­stands für 2023, dass »das Vor­jah­res­vo­lu­men in Afri­ka leicht ver­fehlt wurde«.