Yusuf Tuggar, der Außenminister von Nigeria, begrüßte Ende Februar am Rande des G20-Treffens in Johannesburg die Pläne von Volkswagen, »mit Unterstützung der deutschen Regierung im Rahmen der Bemühungen um eine bessere Mechanisierung der Landwirtschaft E-Traktoren in Nigeria einzuführen« (Agence Ecofin). Über ein Drittel der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft beschäftigt. Und der Sektor erwirtschaftet 22,7 Prozent des Bruttoninlandprodukts. Aber hier gibt es einen großen Entwicklungsbedarf: Der Mechanisierungsgrad der Landwirtschaft des ölreichen Landes beträgt nur 0,027 Pferdestärken pro Hektar, während die FAO, die Welternährungsorganisation der UNO, 1,5 PS/ha empfiehlt. Die Regierung finanziert hierzu mit 30 Mrd. Naira (19,3 Mio. Dollar) landwirtschaftliche Projekte an 30 Universitäten. Und beim US-Multi Deere & Co. sollen bis 2029 10.000 John Deere Traktoren bestellt werden. Aber das nigerianische Mechanisierungsprojekt geht mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Volkswagen übers simple Business hinaus. Nigeria übernimmt – ohne Einzelheiten zu nennen – das in Ruanda mit dem dortigen Landwirtschaftsministerium entwickelte Pilot-Projekt eines e-hubs »GenFarm«, eine Anlage, die an eine landwirtschaftliche Traktorenstation in der DDR erinnert. Anfangs gab es Bedenken, dass das VW-Emblem den E-Traktor zieren sollte.
Im Mittelpunkt steht ein in Zusammenarbeit mit Siemens und GIZ entwickelter E-Traktor, ein erschwinglicher Alleskönner, keine Riesenmaschine, der 2020 von RICA, dem Rwanda Institute for Conservation Agriculture, erfolgreich getestet wurde. Im Juni 2023 wurde das Abkommen mit Ruanda zur Landübertragung unterschrieben. Die Anlage in Gashora im Distrikt Dugesera (60 km von der Hauptstadt Kigali entfernt), inclusive Montagewerk und Fortbildungszentrum, wird mittels Photovoltaik erzeugten Strom betrieben und steht den Landwirtschafts-Kooperativen des Distrikts ab Frühjahr 2025 zur Verfügung. »Landwirte können einen Elektrotraktor mit einem geschulten Fahrer für eine nachhaltige und erschwingliche Landwirtschaft buchen«, sagte Dr. Nikolai Ardey, Forschungsdirektor bei VW. »Der einzige Verkaufspunkt ist das Batterie-Umtausch-System.«
RICA betreibt die Forschung und übernimmt auch die Ausbildung der zukünftigen Farmer, GIZ ist an der Beschaffung von Maschinen beteiligt. Das VW Group Innovation Center liefert die E-Traktoren und E-Scooter, während VW Mobility Solutions Rwanda den Betrieb übernimmt.
Serge Kamuhinda, der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen Ruanda, rührte kräftig die Werbetrommel in der in Kigali herausgegebenen The New Times, dass elektrische Traktoren die Grundlage für die wirtschaftliche Transformation Afrikas seien und den afrikanischen Bauern eine würdige Zukunft bieten sollen. Stand doch noch im Geschäftsbericht des VW-Vorstands für 2023, dass »das Vorjahresvolumen in Afrika leicht verfehlt wurde«.