Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Nach der Wahl: Kriegsvorbereitung

Die Par­tei­en, die im Sinn der Kriegs­stra­te­gie der Nato-Lob­by argu­men­tie­ren, wer­den die neu­en Mehr­heits­ver­hält­nis­se im Bun­des­tag aus­nut­zen, um ihre natur­zer­stö­ren­de Prio­ri­tät des Mili­tä­ri­schen auch auf Kosten der Daseins­vor­sor­ge ohne nen­nens­wer­ten Wider­stand aus der Bevöl­ke­rung durchzubringen.

Die medi­al geschür­te Angst vor der rus­si­schen Gefahr hat ihre Wir­kung nicht ver­fehlt. Ein Bei­spiel für die Pro­pa­gan­da der Nato-Lob­by ist eine soge­nann­te »Ana­ly­se deut­scher Nach­rich­ten­dien­ste«. Die Frank­fur­ter Rund­schau berich­te­te dazu schon am 19.03.2024: »Es sei ›nicht mehr aus­zu­schlie­ßen‹, dass Putin ›ab 2026‹ zumin­dest Teil­ge­bie­te der Nato wie etwa das Bal­ti­kum oder Finn­land angrei­fe, zitier­te Busi­ness Insi­der die Ana­ly­se.« Und dann, so die Pro­pa­gan­da, ist er im Hand­um­dre­hen in Ber­lin und am Rhein, wenn der poli­ti­sche Westen nicht kriegs­be­reit dage­gen­hält. Die west­li­che Stra­te­gie dazu geht bis in das Sze­na­rio eines Atom­kriegs, also des Risi­kos der Aus­lö­schung mensch­li­chen Lebens auf die­sem Pla­ne­ten. Dazu berich­te­te der Deutsch­land­funk am 18.12.2024: »Die Nato nimmt die Bedro­hung ernst: Beim Manö­ver ›Stead­fast Noon‹ hat das Mili­tär­bünd­nis im Okto­ber 2024 sei­ne Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit mit Atom­waf­fen gete­stet. Betei­ligt waren auch Kampf­jets, die in der Lage sind, in Euro­pa sta­tio­nier­te US-Atom­bom­ben zu trans­por­tie­ren.« Die Bom­ber dafür sind die F 35, deren Kauf Olaf Scholz in der »Zeitenwende«-Rede mit dem Ukrai­ne­krieg begrün­de­te. Das ist die nuklea­re Kar­te im Ukrainekrieg.

Nun ver­stärkt Frank­reich die ato­ma­re Gefahr: Am 24.2.2025 berich­te­te der bri­ti­sche Tele­graph: »Fran­zö­si­scher Nukle­ar­schild könn­te sich über Euro­pa erstrecken – Mit Atom­waf­fen bewaff­ne­te Kampf­flug­zeu­ge könn­ten nach Deutsch­land ent­sandt wer­den, (…) Frank­reich ist bereit, sei­ne nuklea­re Abschreckung ein­zu­set­zen, um Euro­pa zu schüt­zen. Die Nato berei­tet sich schon seit über zehn Jah­ren auf die­ses Sze­na­rio vor. Wie das 2014er Tagungs­ma­te­ri­al der Kal­ka­rer Nato-Stra­te­gie­schmie­de Joint Air Power Come­pe­tence Cent­re ›Future Vec­tor‹ Part I, Sei­te 141 deut­lich macht: Es sei anzu­zwei­feln, dass es kei­nen gro­ßen Krieg mehr in Euro­pa gebe, und die adäqua­te Ant­wort dar­auf sei ein Mix nuklea­rer und kon­ven­tio­nel­ler Fähigkeiten.«

Die Mili­ta­ri­sten blen­den dabei wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se über den Atom­krieg aus, wie die­se: Unmit­tel­bar im Moment der Deto­na­ti­on eines nuklea­ren Spreng­kop­fes wer­den unge­heu­re Ener­gie­men­gen frei, die eine Hit­ze im Bereich von Mil­lio­nen Grad Cel­si­us aus­lö­sen. Der dabei ent­ste­hen­de wei­ße Feu­er­ball saugt in einem Feu­er­sturm alle Umge­bungs­luft in sich auf und dehnt sich so mit rasen­der Geschwin­dig­keit aus. Unmen­gen von Staub, Schutt, Asche und Trüm­mer­par­ti­keln ver­dun­keln dann die Erde, bei dut­zen­den Nukle­ar­ex­plo­sio­nen kommt es dadurch zur Ver­dun­ke­lung rie­si­ger Berei­che der Atmo­sphä­re, sodass der nuklea­re Win­ter folgt, der auch noch die Nah­rungs­ver­sor­gung der Mensch­heit unter­bin­det. (…) Die noch Über­le­ben­den wer­den die Toten benei­den, wie es einst der sowje­ti­sche Prä­si­dent Chruscht­schow sagte.

Atom­bun­ker sind in die­sem Sze­na­rio wie Nebel­ker­zen, sie ver­hei­ßen Über­le­ben, das kei­nes ist. Die Ver­strah­lung hält einen lan­gen Zeit­raum an. Sie kon­ta­mi­niert Erde, Luft und Was­ser für Jahre.

Für die Opti­on der Aus­lö­schung der Zivi­li­sa­ti­on in einem Krieg gegen Russ­land pla­nen euro­päi­sche Nato-Staa­ten aktu­ell kon­kret nicht nur die Auf­rü­stung durch Offen­siv­sy­ste­me, son­dern auch den Aus­bau der Infra­struk­tur. Die EU hat dafür das Pro­gramm mili­tä­ri­sche Mobi­li­tät auf­ge­legt, in des­sen Rah­men sie Ver­kehrs­we­ge unter Ein­be­zug von Brücken auf dem Weg zur rus­si­schen West­gren­ze pan­zertaug­lich aus­baut. Zitat: »Ziel der mili­tä­ri­schen Mobi­li­tät in der EU ist es, die zügi­ge und naht­lo­se Bewe­gung von mili­tä­ri­schem Per­so­nal, Mate­ri­al und mili­tä­ri­schen Mit­teln inner­halb und außer­halb der EU sicherzustellen.«

Die EU ist in die­sem Bereich ein recht neu­er Inter­es­sen­trä­ger. Im Anschluss an einen ersten EU-Akti­ons­plan zur mili­tä­ri­schen Mobi­li­tät im Jahr 2018 ver­öf­fent­lich­ten die Kom­mis­si­on und der Hohe Ver­tre­ter und Vize­prä­si­dent am 10. Novem­ber 2022 gemein­sam einen zwei­ten Akti­ons­plan zur mili­tä­ri­schen Mobi­li­tät (Akti­ons­plan 2.0), der sich auf den Zeit­raum 2022 – 2026 erstreckt. Die mili­tä­ri­sche Mobi­li­tät erhielt ange­sichts des Angriffs­kriegs Russ­lands gegen die Ukrai­ne und der Pro­ble­me, mit denen die Streit­kräf­te in der EU in die­sem Bereich kon­fron­tiert sind, »eine beson­de­re Bedeu­tung«, heißt es.

Das Basis­nar­ra­tiv für die­ses EU-Pro­jekt ist die Allein­schuld Russ­lands am Ukrai­ne­krieg und die Unter­stel­lung rus­si­scher impe­ria­ler Gelü­ste als Motiv für den Krieg, wobei die Nato-Lob­by die west­li­chen Antei­le an der Span­nungs­es­ka­la­ti­on aus­blen­det, die unter ande­rem der ehe­ma­li­ge EU-Erwei­te­rungs­kom­mis­sar Gün­ter Ver­heu­gen mit Petra Erler in ihrem Buch »Der lan­ge Weg zum Krieg« akri­bisch auf­li­stet; dar­un­ter spie­len die Ereig­nis­se vor 11 Jah­ren eine Rol­le, als in Kiew ein laut Vic­to­ria Nulands gele­ak­tem Tele­fo­nat (»fuck the EU!«) US-gestütz­ter Putsch, wie es Pan­ora­ma am 6.3.2014 nann­te, in Kiew stattfand.

Die­se unver­ant­wort­li­che Poli­tik poli­tisch Ver­ant­wort­li­cher vor allem in den Nato-Staa­ten führt aktu­ell zum Vor­ha­ben, eine Kero­sin-Pipe­line von West­eu­ro­pa bis in die Nähe der rus­si­schen West­gren­ze zu bau­en, um Flug­zeu­ge in Front­nä­he angriffs­fä­hig zu hal­ten. Der Spie­gel schrieb dazu am 21.02.2025: »Neu­es Pipe­line­sy­stem der Nato: ›Sprit für die Ost­flan­ke‹ – Die Nato will eine Rohr­lei­tung durch Deutsch­land bau­en, um Trup­pen bei einem Krieg gegen Russ­land mit Treib­stoff zu ver­sor­gen. Doch der Plan hat Tücken, wie inter­ne Doku­men­te zei­gen, Bür­ger und Kom­mu­nen könn­ten sich weh­ren.«

Damit die Bevöl­ke­rung sich weh­ren kann, ist Auf­klä­rung und sind Ana­ly­sen der Zusam­men­hän­ge von­nö­ten. Natür­lich ist der Krieg Russ­lands ein Völ­ker­rechts­bruch, wie im Prin­zip jeder Krieg, auch die dut­zen­den, teils ver­deck­ten Gewalt­ak­te der USA und der/​Nato seit dem Ende des zwei­ten Welt­krie­ges 1945. Die ein­zig über­le­bens­ori­en­tier­te Stra­te­gie ist die der Ein­hal­tung der UNO-Char­ta und der inter­na­tio­na­len Ver­trä­ge zur Stär­kung der Diplo­ma­tie. Auf­rü­stung und Eska­la­ti­on füh­ren an den Abgrund.

Das muss die Poli­tik auch unse­res Lan­des nach der aktu­el­len Wahl durch­set­zen. Dafür wer­den alle Kräf­te gebraucht, die sich nicht von der Nato-Pro­pa­gan­da vom Weg der Frie­dens­öko­lo­gie abbrin­gen lassen.