Am 14.01. hielt der neue Gesundstoßen-An-Kranken-Minister Klabauterbach seine Pressekonferenz mit dem Leiter des Robert-Koch-Instituts und dem Apostel der Virologie, Dr. Drosten, an seiner Seite. Wie es einem Apostel geziemt, brachte Dr. Drosten ein Gleichnis. Das Virus sei ein Auto, meinte er, und die Ungeimpften die Autobahn, die Geimpften aber ein matschiger Sandweg, auf dem dieses Auto nicht vorwärtskomme – nur mit breiteren Reifen. Und dieses Auto mit breiteren Reifen sei die neue Omikron-Variante. Als sei das nicht schon schräg genug, sprach er auch noch davon, das Virus »zum Laufen zu bringen«, was nun total verwirrte. Das böse Wort »Durchseuchung« muss ja vermieden werden. Aber man könne nicht die ganze Bevölkerung alle paar Monate impfen, meinte Dr. Drosten. Es sei aber vielleicht jetzt noch nicht die richtige Zeit dazu, und Omikron noch nicht die geeignete Variante, um das Virus »laufen zu lassen« (zu sehen unter anderem in der ZDF-Mediathek, 14.01.22).
Minister Klabauterbach lässt jedenfalls nichts laufen und verfügt mal eben so, dass Genese jetzt nur noch 3 Monate lang als Genesene gelten. Und wie sollen diese nun nicht mehr Genesenen sich von einem Tag auf den anderen vollständig impfen lassen, um ihre – mit reinem Gewissen, zu den »2G« zu gehören – geplanten Reisen, Familienfeiern, Restaurant- oder Theaterbesuche usw. nicht platzen zu lassen? Äh, ja, das weiß der Minister auch nicht so genau.
Der »Tag der Patienten« wurde am 26.01.22 bundesweit vom »Bündnis Klinikrettung« genutzt, um auf die Schließung von Krankenhäusern aufmerksam zu machen. Von der Bundesregierung fordert das Bündnis zunächst, die Schließungsförderung im Rahmen des Krankenhausstrukturfonds dringend zu stoppen (jW, 27.01.22). »Das Bundesamt für Soziale Sicherung bewilligt Mittel zur Verbesserung der Strukturen in der Krankenhausversorgung aus dem zu diesem Zweck bei ihm erstmals zum 1. Januar 2016 errichteten und zunächst mit 500 Million Euro ausgestatteten Krankenhausstrukturfonds (Strukturfonds). Diese Förderung diente zunächst vor allem dem Abbau von Überkapazitäten« (www.bundesamtsozialesicherung.de), also der Schließung von Krankenhäusern. Praktisch in Zeiten einer Pandemie, wenn das weiter laufen gelassen wird.
Was lief noch so?
Eine Woche nach dem Einsatz russischer Truppen in Kasachstan ziehen diese wieder ab (jW, 14.01.22). Sind wohl doch leichter loszuwerden, als US-Außenminister Blinken angenommen hatte. Der hatte geäußert, »die Erfahrung zeigt, dass man die Russen, wenn man sie einmal im Haus hat, nur schwer wieder loswird« (jW, 13.01.22). Das sagt der Vertreter einer Macht, die noch nie freiwillig sich von irgendetwas zurückgezogen hat und mit 80 militärischen Stützpunkten in aller Welt den einsamen Rekord hält.
Nicht rund laufen die Kriegsvorbereitungen in der Ukraine. Den Aufruf der USA und Großbritanniens an Familienangehörige ihres Botschaftspersonals, sich aus der Ukraine zurückzuziehen, hält ein Sprecher des Kiewer Außenministeriums für »verfrüht und einen Ausdruck übertriebener Vorsicht«, zitierte die Süddeutsche Zeitung vom 25.01.22. Auch der ukrainische Präsident Selenskij beruhigt die Ängste vor einem russischen »Blitzkrieg«, vor dem Boris Johnson gewarnt hat (jW, 26.01.22). Die »russische Bedrohung« bestehe seit 2014 und habe sich nicht qualitativ verändert, sagte er am 24.01.22 in einer Ansprache. Es schadet nämlich der ukrainischen Wirtschaft, wenn Panikkäufe und Leerung der Konten aus Angst vor dem russischen Einmarsch überhandnehmen. Die 5000 Schutzhelme, die die Bundesrepublik jetzt an die Ukraine liefern will, werden diese Ängste wohl nicht unbedingt lindern.
Aber es gibt noch eine andere Angst: Die ukrainischen Behörden fürchten jetzt den massenhaften Schmuggel von Kreuzworträtselheftchen aus Russland oder Belarus (jW, 14.01.22). In der Ukraine sind jetzt alle Presseorgane gezwungen, in der Staatssprache ukrainisch zu schreiben. Anderssprachige – vor allem russische – Zeitungen dürfen nur noch erscheinen, wenn sie als Zweitauflage einer ukrainisch-sprachigen Zeitung eine geringere Auflage haben als diese.
Nur gut, dass die Russen gar nicht kommen, weder mit Kreuzworträtselheftchen noch mit Waffen. Mehrere Militärexperten haben sogar öffentlich darauf hingewiesen, dass die russischen Manöver gar nicht für eine Invasion ausreichend vorbereiten würden. Auch wenn die Experten, wie der Inspekteur der Bundesmarine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, dann ganz schnell vom Fenster weg sind: Ihre Expertise bleibt (jW, 24.01.22).
Noch gibt es für den Einstieg in kriegerische Konflikte einen gewissen Spielraum. Den hat EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness bei der Taxonomie nicht. Sie schließt eine grundlegende Überarbeitung der EU-Einstufungen für nachhaltige Energie aus. An der ein oder anderen Stelle könne der Vorschlag zwar nachgebessert und somit könnten einige Einwände berücksichtigt werden, sagte McGuinness der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (26.01.22). »Aber wir haben tatsächlich nur begrenzten Spielraum.« Also werden Erdgas und Atomstrom in der EU umweltfreundliche, nachhaltige Energien – und die Erde wird eine Scheibe. Läuft doch!