Angesichts der instabilen Weltlage warnen Wissenschaftler vor einer globalen Katastrophe. Forscher des Bulletin of the Atomic Scientists stellten die symbolische Zeit bis zum Untergang der Erde erstmals auf 89 Sekunden, wie sie am 28.01. in Washington mitteilten. 2023 hatten die Forscher die Zeiger der »Weltuntergangsuhr« erstmals auf 90 Sekunden vor Mitternacht gestellt und dies 2024 so belassen. Nun gingen sie einen Schritt weiter und warnten: »Die Welt befindet sich auf einem Kurs mit noch nie dagewesenen Risiken, und die Fortsetzung des derzeitigen Kurses ist eine Form von Wahnsinn« (jW, 29.01.25).
Eine andere Form von Wahnsinn ist der Wahlkrampf in Deutschland. Alle versuchen sich daran, die Forderungen der AfD nach »Deutschland den Deutschen!« zu überbieten, oder überbieten sich selbst in Irrealität und »Zuversicht«. Angesichts der Umfragewerte, die CDU und AfD eine haushohe Mehrheit versprechen, sind die grünen Wahlsprüche eine erhöhte Form von Wahnsinn. Was immer auch bei den Wahlen herauskommt, es sollte mit Kurt Tucholsky heißen: »Eine Regierung ist nicht der Ausdruck dessen, was ein Volk will, sondern der Ausdruck dessen, was es erträgt« (zitiert nach jW, 08.01.25).
Da kann man auch nach den USA schauen, wo Trumps Regierungsmannschaft komplett irre geworden zu sein scheint. Trumps Idee zur Beendigung des Kriegs im Nahen Osten: Palästinenser umsiedeln. Das würde das ganze Problem ja elegant lösen, aber dieser Wahnsinn hat nicht genug Methode: Vom Sinai aus, wie Trumps Vorschlag das vorsieht, hätten die Palästinenser viel zu viele Möglichkeiten, Israel weiter zu ärgern wie David den Goliath. Sie müssten viel weiter weg: Nach Grönland zum Beispiel. Da könnten sie den Amis bei der Ausbeutung der arktischen Bodenschätze helfen, wegen der für sie ungewohnten Kälte kämen sie nicht auf dumme Gedanken, und ihre Heimat ist so weit weg: Aus den Augen, aus dem Sinn!
Aus den Augen, aus dem Sinn ist auch Trumps Versprechen, binnen 24 Stunden den Krieg in der Ukraine zu beenden. Immerhin, Russland betrachtet ihn als würdigen Unterhandlungspartner. Mit »irgendwelchen Londons oder Brüssels« gebe es für Russland nichts zu besprechen. Das sagte der ehemalige Chef des russischen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, der Komsomolskaja Prawda (jW, 23.01.25). Was »irgendwelche Londons oder Brüssels« sagen, ist nicht relevant. Sie begründen ihre militärischen Aufmärsche in der Ostsee mit Sabotage irgendwelcher russischer Schattenflotten. In der Washington Post werden nun aber hochrangige Beamte aus drei Ländern zitiert, die nach Überprüfung »abgefangener Nachrichten und geheimer Informationen« keine Hinweise auf mutwillige Beschädigungen gefunden hätten (jW, 21.01.25). Und die Gepflogenheit, Schiffe unter fremden Flaggen fahren zu lassen, deren Regierungen weniger streng bei der Zulassung alter Pötte sind, ist schon lange Unsitte bei den Reedern. Kriegspropaganda ist auch eine Form von Wahnsinn.
Kausalität in statistischen Korrelationen zu sehen, ist auch eine gebräuchliche Form von Wahnsinn. 2024 ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland gestiegen. Die Zahl der weiblichen Führungskräfte auch. Herr Merz, übernehmen Sie! Frauen können eben nicht wirtschaften.
Und trotzdem habe ich drei gute Nachrichten im Januar gefunden:
Leonard Peltier, der zu Unrecht des Mordes verurteilte Indigenen-Aktivist, muss nicht im Gefängnis sterben, sondern kann seine verbliebene Lebenszeit zu Hause unter Hausarrest und mit ärztlicher Betreuung verbringen – sofern er nicht noch vor der Entlassung umgebracht wird.
Und Präsident Trump hat an seinem ersten Amtstag die sofortige Öffnung der Akten zum Mord an Präsident Kennedy und an Martin Luther King angeordnet. Jetzt müssen viele zittern, deren Beteiligung an diesen Morden bisher nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde. Auch da ist natürlich zu erwarten, dass jetzt eben andere Verbrecher die gleichen Verbrechen begehen werden wie vorher – oder Mr. Trump nicht mehr lange zu leben hat.
Und schließlich hat ein Beben an der Börse in Europa und den USA an einem einzigen Tag rund eine Billion US-Dollar an Marktkapitalisierung vernichtet, allein knapp 600 Milliarden US-Dollar beim Chiphersteller Nvidia. Ein deutliches Anzeichen von Panik angesichts des Erfolgs der chinesischen KI DeepSeek, Nummer 1 vor ChatGPT und Open AI, erheblich günstiger im Energieverbrauch und den Entwicklungskosten und mit offenem Quellcode (jW, 29.01.25). Nun steht der Verdacht im Raum, dass DeepSeek Daten der Konkurrenz genutzt hat. Open AI behauptet, dafür Beweise zu haben, hat diese aber nicht vorgelegt. Der Verdacht wird trotzdem auch vom KI-Koordinator des US-Präsidenten Donald Trump, David Sacks, genährt: »Es gibt substantielle Beweise dafür, dass DeepSeek hier das Wissen aus Open-AI-Modellen destilliert hat, und ich glaube nicht, dass Open AI darüber sehr glücklich ist«, sagte er gegenüber Fox News (jW, 31.01.25).
Ja, aber wenn die Konzerne darüber nicht glücklich sind, ist das doch gut für die übrige Welt, oder ist das auch eine Form von Wahnsinn?