»Lasst es uns probieren«, sagt ein General zum anderen. »Es«? Das ist die Zerstörung der Kertsch-Brücke auf die Krim durch deutsche Taurus-Raketensysteme. Was ein Kriegsverbrechen wäre und eine direkte Kriegserklärung an Russland, die dieses nicht unbeantwortet lassen kann. Und die Russen würden nicht nur probieren! Was bei dem Gespräch der Generäle, mitgehört und veröffentlicht von Russland, auch noch klar wird: Ob die Ukrainer wissen, wo die russischen Luftverteidigungssysteme stationiert sind, ist den Generälen unklar, und mehr als 50 Taurus-Raketen können auch nicht geliefert werden, ohne Deutschland zu entwaffnen. Ein wenig beruhigend ist dann zu erfahren, dass eine Zerstörung der Brücke gleich einige Raketen erfordern würde, ähnlich einem Flugplatz. Wir sind also noch nicht ganz im Abgrund, aber immerhin einen Schritt weiter (jW, 04.03.24). Aber nicht das erregt die deutsche Öffentlichkeit. Nein, »Russland blamiert die Bundeswehr!« (MAZ, 04.03.24) barmt das Redaktionsnetzwerk Deutschlands. Die Generäle waren zu unvorsichtig und haben ungeschützt geplaudert. Nicht der Inhalt ist der Skandal, sondern dass sie sich haben ertappen lassen. Auch dass die Herren Generäle von Zivilisten mit amerikanischem Akzent in der Ukraine sprechen, die beim Gebrauch der Waffen helfen, ist nicht das Verräterische, wie man uns weis machen will, ohne die Mitschnitte zu veröffentlichen, sondern dass sie – gegen die Direktive des Kanzlers – verfassungswidrige Pläne schmieden, wie die Tatsache umgangen werden kann, dass keine deutschen Soldaten in die Ukraine geschickt werden sollen. Das ist der Verrat. Aber das hätte ja keiner erfahren, wenn es in den Medien nicht veröffentlicht worden wäre. Wenn es nicht dieses verdammte Internet gäbe, aus dem man russische Sender einfach nicht raushalten kann. Auch wenn die EU das schon einige Zeit versucht.
In einem Punkt herrscht fraktionsübergreifend Einigkeit: Dass deutsche Offiziere Angriffsszenarien für die Krimbrücke diskutierten, kurz nachdem der Kanzler die Lieferung der Taurus, die von der Ukraine aus auch Ziele in Moskau erreichen könnten, ausgeschlossen hatte, hält niemand für einen Skandal (jW, 06.03.24)
Dabei ist es die deutsche Infrastruktur, die gefährdet ist. Wenn ein Brand an einem Strommast zu einem tagelangen Produktionsausfall bei Tesla führen kann, wie sicher ist dann das Werk? Unabhängig davon, wer es war – Robin Hood usw. distanzieren sich davon –, es war ein Hinweis darauf, dass die Produktionssicherheit mal überarbeitet werden muss (jW, 06.03.24)
»Maßlose Streikgier« müsse unterbunden werden, meint FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai und will deshalb das Streikrecht einschränken (jW, 18.03.24). Denn maßlos sind immer nur die verdammten Arbeiter, nicht etwa die Bahnmanager, die sich maßlose Boni zusprechen. Die Deutsche Bahn hatte noch ein Einsehen und weitere Streiks abgewendet. Was andere Eisenbahnunternehmen schon längst gemacht hatten.
»Die Lüge über die Bettwanzen wurde von Russland verbreitet« titelt die MAZ am 18.03.24 (s. Ossietzky 10/23). Der französische Europa-Minister Jean-Noel Barrot fand heraus, dass die Sache mit den Bettwanzen in den sozialen Netzwerken durch Konten künstlich ausgeweitet wurde, die »nachweislich russischer Herkunft« sind. Immerhin behauptet er nicht, dass die Wanzen russischer Herkunft seien. Auf der gleichen Zeitungsseite steht eine Meldung aus den USA: Die Polizeichefin von New Orleans beklagt fürchterliche hygienische Verhältnisse in der Polizeizentrale. Kakerlaken und Ratten trieben dort ihr Unwesen. Wenn das nicht mal russische Fake-News sind!
Der Anschlag auf ein Konzert bei Moskau, bei dem am Freitag mindestens 139 Menschen getötet wurden, sei von »radikalen Islamisten« begangen worden. Das erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin am Montagabend in Moskau. »Wir wissen nun, wessen Hände dieses Verbrechen gegen Russland und sein Volk verübten, jetzt wollen wir wissen, wer der Auftraggeber ist.« Außenminister Sergej Lawrow sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz, Russland werde die Ermittlungen zu dem Anschlag selbst führen und brauche dabei die Hilfe des Westens nicht (dpa/jW, 27.03.24). Ja, wieso denn? Die Expertise des Westens zum Nicht-Aufklären und Verschleiern ist doch einzigartig! Pipeline-Sprengung, 09/11, und jetzt auch noch die Corona-Papers des RKI in modischem Schwarz …
Egal, was der Russe sagt, er lügt! Innenministerin Faeser ließ es sich nicht nehmen, im Nachgang zu dem Anschlag in Moskau vor einer »neuen Dimension der Bedrohungen« durch »die russische Aggression« zu warnen. Sie sprach gegenüber der Süddeutschen Zeitung vom Montag von »Einflussnahmeversuchen« durch »Lügen«, »massive Desinformation«, »Spionage« und davon, dass Russland »den Westen auch mit Migration destabilisieren« wolle. Dass sie nicht davon sprach, dass Russland sich selbst und andere mit Attentaten überzieht, ist fast schon erstaunlich. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor forderte am Montag gegenüber den Sendern RTL und N-TV, dass »unsere Sicherheitsdienste« mehr Befugnisse erhalten sollten. Er nannte die mehrfach höchstrichterlich für grundrechtswidrig erklärte »Vorratsdatenspeicherung« (jW, 26.03.24).
Die USA haben nun endlich die Verabschiedung der UN-Resolution zum sofortigen Waffenstillstand in Gaza mit ihrer Enthaltung durchgelassen. Aber gemach: Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, stützte auf der Plattform X die israelische Position, dass man »bis zum Sieg« weiterkämpfen werde: Die am Montag vom Weltsicherheitsrat verabschiedete Resolution sei »nicht bindend«, so seine wahrheitswidrige Behauptung, und habe »keinerlei Auswirkungen auf Israel und dessen Fähigkeit, weiterhin gegen die Hamas vorzugehen« (jW, 27.03.24).
»Aber sicher«, sagte der Fuchs zum Hasen, »ich gebe dir sämtliche Garantien, die du willst, dass ich dir nicht wehtun werde, schon gar nicht dich töte!« Ist das nicht eine gute Nachricht? Der Fuchs muss nur erklären, dass er Vegetarier wird, dann ist alles gut … Nein, im Auslieferungsprozess um Julian Assange ist gar nichts gut! Auch nach dem Berufungsaufschub des High Court am 26.03.24 ist weiterhin ein Mann in folterähnlicher Haft mit der Aussicht auf unfairen Prozess und mehrfache lebenslange Strafe, weil er die Veröffentlichung der Wahrheit veranlasst hat. Aber die britischen Richter sind natürlich ehrenwerte Männer!