In einem Interview mit dem französischen Sender LCI hatte der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi, den wachsenden Einfluss Chinas und Russlands in Afrika vor allem damit erklärt, dass »sie sich besser benehmen als der Westen« (jW, 08.05.24).
Zum Beispiel bestehen Russland und China nicht auf Gesetzesänderungen in inneren Angelegenheiten anderer Staaten. Dagegen bestehen die EU und die USA darauf, dass das Ende vergangenen Jahres zum EU-Beitrittskandidaten gekürte Georgien ein als »russisch« apostrophiertes »Gesetz zur Transparenz ausländischen Einflusses« wieder fallenlässt. Nichtregierungsorganisationen und auch Medien müssen sich demnach in Zukunft offiziell als »ausländische Agenten« registrieren lassen, die fremde Interessen vertreten, wenn 20 Prozent oder mehr ihrer Mittel ausländischen Ursprungs sind. Ein solches Gesetz gibt es seit 1938 in den USA und seit Dezember 2023 auch in der EU. Seinen Schimpfnamen »russisches Gesetz« hat die Vorlage, weil auch Moskau eine entsprechende Regelung erlassen hat, die von Politikern wie dem verstorbenen Alexej Nawalny kritisiert wurde, der selbst aus westlichen Quellen gefördert wurde.
In Georgien ist das Problem aber gravierender als in der EU. Medienberichten zufolge sollen in Georgien mit seinen 3,7 Millionen Einwohnern 4.500 bis 5.000 NGOs aktiv sein (jW, 16.05.24). Aber nicht nur Nicht-Regierungsorganisationen sind dort aktiv, auch einige Vertreter europäischer Regierungen reihten sich in die Proteste auf der Straße ein. Die Außenminister von Estland, Island und Litauen demonstrierten in der ersten Reihe, um ihre Solidarität zu bekunden. Auch der SPD-Außenpolitiker Michael Roth war gemeinsam mit Kollegen aus Litauen, Polen, Tschechien und Finnland vor Ort (AFP/jW, 17.05.24). Ein Schelm, wer da an den Maidan denkt. Gutes Benehmen sieht anders aus!
Eher wie die Mafia benehmen sich US-Senatoren, die die Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag und ihre Familien bedrohten: »Sie wurden gewarnt.« US-Senatoren bedrohen IGH-Richter und ihre Familien, falls sie Israel des Völkermordes beschuldigen (https://uncutnews.ch/das-drohschreiben-aus-den-usa-gegen-den-internationalen-strafgerichtshofs-ist-online-sie-wurden-gewarnt/).
Trotz der Warnung hat Chefankläger Karim Khan nun Haftbefehle erlassen gegen den Führer der Hamas und gegen den israelischen Ministerpräsidenten. Der Mann hatte kurz nach seiner Ernennung die anhängige Klage gegen die USA wegen Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan fallengelassen, aber ganz so bequem wie seine Ernenner dachten, ist er wohl doch nicht. Dazu gehört Mut – und ohne die Klage von Südafrika gegen Israel und die Klage von Nicaragua gegen die Bundesrepublik hätte er kaum so gehandelt. Aber diese Klagen, so konnte man den deutschen Medien entnehmen, sind doch abgewiesen worden, oder? »Klage abgewiesen!«, so jubelte das Zweite Deutsche Fernsehen und mit ihm zahlreiche Mainstreammedien. Nicaragua sei mit seiner Klage gegen Deutschland wegen Beihilfe zum Völkermord in Gaza vor dem Internationalen Gerichtshof in Bausch und Bogen unterlegen. Die Anschuldigungen seien nunmehr vom Tisch. Auch Waffen könnten völkerrechtskonform weiter geliefert werden (jW, 02.05.24). Eine glatte Lüge. Nur juristische Sofortmaßnahmen wurden nicht ergriffen, um das israelische Vorgehen und die bundesdeutsche Unterstützung zu stoppen. Die Klage wurde dagegen angenommen und untersucht, und bisher haben beide Angeklagten keine Argumente vorlegen können. Nur Beschimpfungen ihrer Ankläger. Ist das gutes Benehmen?
Korruption gehört auch nicht zum guten Benehmen und wird gern von EU-Regierungen anderen vorgeworfen. Wer zum Thema Korruption in der EU sich schlau machen möchte, dem empfehle ich »Brüssel sehen und sterben« von Nico Semsrott, dem Kabarettisten, der nach fünf Jahren im EU-Parlament seine Erfahrungen in einem Buch und einem Kabarett-Programm aufbereitet hat. Wer danach noch glaubt, irgendein Staat könne wegen zu großer Korruption nicht in die EU aufgenommen werden, dem ist nicht mehr zu helfen, auch nicht mit einem Kurs in besserem Benehmen!