Getrennt marschieren und damit verlieren – das scheint das Motto der spanischen Linksparteien gewesen zu sein. Bei den jüngsten Regional- und Kommunalwahlen Ende Mai haben die Linken zum wiederholten Mal verloren. Das soll sich bei den kommenden Parlamentswahlen am 23. Juli mit der neuen Sammlungsbewegung Sumar nicht wiederholen. Hier haben sich 16 linke Parteien inklusive Unidos Podemos, Izquierda Unida und der Partido Comunista de España, in Sumar eingereiht.
Gründerin der Sammlungsbewegung ist Yolanda Díaz, eine Aktivistin der Kommunistischen Partei Spaniens, Rechtsanwältin für Arbeitsrecht, Ministerin für Arbeit und Sozialwirtschaft in Pedro Sánchez Koalitionsregierung der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) und Unidas Podemos. Als Arbeitsministerin war sie beteiligt an der Anhebung des Mindestlohns auf 965 Euro im Monat sowie die Aufhebung der Kündigung während der Krankheit. Auch eine Arbeitsreform mit dem spanischen Verband der Unternehmensorganisationen (CEOE) und den Gewerkschaften wurde von ihr 2022 vereinbart.
Bereits im Mai 2022 meldete Yolanda Díaz beim Innenministerium die politische Plattform Sumar an. Ihr Ziel ist es, bei den nächsten Wahlen die linken Kräfte zu bündeln. Anfang Juli 2022 wurde Sumar im Lande vorgestellt, so in Galicien, Bilbao, Pamplona, Gijón, Mérida und Valencia. Mit der gemeinsamen Liste soll eine Aufspaltung der Stimmen innerhalb der Linken verhindert und ein konservativer Wahlsieg erschwert werden.
Wegen des Ausgangs der Wahl im Mai 2023 sah sich der sozialdemokratische Regierungschef Pedro Sánchez gezwungen, die eigentlich für Ende des Jahres angesetzten Wahlen auf den 23. Juli vorzuziehen. Damit reagierte der Regierungschef auf das schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten und der gesamten Linken bei den regionalen Wahlen. Die Konservativen der Partido Popular (PP) siegten dabei nicht nur in der Mehrheit der zur Wahl stehenden Regionen, sondern auch auf kommunaler Ebene. Mit Koalitionen oder Vereinbarungen kann sich die PP die Unterstützung der rechtspopulistischen Vox die Mehrheit zum Regieren sichern.
Noch schlimmer erging es dem Koalitionspartner in Sánchez’ Minderheitsregierung, der Linkspartei Podemos, die verschwand auf kommunaler Ebene de facto von der politischen Landkarte. Die Partei war einst aus Protest gegen die Sparpolitik der PP nach der Finanzkrise von 2008 gegründet worden. Zum Regieren benötigt Sánchez sowohl Podemos als auch andere linksalternative Parteien, will er sich nach der Wahl eine Mehrheit im Parlament sichern.
Eine vor kurzem veröffentlichte Umfrage zu den Wahlabsichten der Spanierinnen und Spanier hat die Tageszeitung El País in Auftrag gegeben, die zeigt, wie gewählt wird. Das spanische Wahlrecht begünstigt die großen Parteien PSOE und PP. Die Umfrage zeigt, dass Sumar gute Chancen hätte, eine Mehrheit zu gewinnen.
Die 51 Jahre alte Arbeitsrechtlerin aus Galicien, Yolanda Díaz, umarmt und verhandelt lieber, bis sich eine Lösung findet. Sie will zwar Spaniens erste Regierungschefin werden, versteht sich aber deshalb nicht weniger gut mit Ministerpräsident Sánchez. »Weniger Lärm« ist einer ihrer Lieblingsslogans. Ausgerechnet beim Schmieden eines Linksbündnisses wäre Díaz aber fast gescheitert. Erst kurz vor Ablauf der Frist für die Anmeldung der Wahlbündnisse wurde Sumar fertig. 16 Parteien und Gruppierungen aus ganz Spanien gehören Diaz’ Plattform an. Um ein Haar wäre die Podemos-Partei nicht dabei gewesen, die als Unidas Podemos Juniorpartner in Sánchez’ Koalition ist.