Meistens wird der prominenten Jubilare nur an den runden Geburtstagen gedacht, sie werden geehrt oder mit Preisen versehen. Bei Herbert Köfer ist das anders. Er wurde am 17. Februar 99 Jahre alt und erfuhr all diese Wertschätzungen schon jetzt. Dass dies zu Recht erfolgte, ist gar keine Frage. Der Vollblutschauspieler ist – vor allem im Osten Deutschlands – so bekannt wie der Berliner Fernsehturm. Generationen sind mit Köfer und seiner Schauspielkunst aufgewachsen. Viele seiner Rollen im Fernsehen wurden Straßenfeger und blieben bis heute in guter Erinnerung. Manches davon wurde glücklicherweise anlässlich seines Geburtstages in MDR und RBB wiederholt, Köfer war Gast in Talk-Sendungen und blieb dabei immer, was er war, nämlich einer von uns. Gern hat er sich an seinen Entwicklungsweg erinnert, vor allem während 40 Jahren DDR, wo er nicht nur der erste Nachrichtensprecher der »Aktuellen Kamera« war, sondern vor allem auch in vielen Schwänken, Kleine-Leute-Geschichten, aber auch historisch bedeutsamen Filmen wie »Nackt unter Wölfen« oder »Krupp und Krause« die breite Palette seines künstlerischen Schaffens unter Beweis stellen konnte. Nachdem bereits vor einigen Jahren eine Autobiografie von ihm erschien, hat Köfer jetzt ein neues Buch vorgelegt mit dem schönen Titel »99 und kein bisschen leise«. Der Leser wird mit einem Querschnitt vieler Erlebnisse konfrontiert. Die einzelnen Kapitel lesen sich angenehm leicht und sind unterhaltsam. Man erfährt viel über die Vorgänge hinter den Kulissen und dies auf eine Weise, bei der niemand beschädigt wird. Auch das ist Herbert Köfer, ebenso lobend in Bezug auf andere Kollegen wie auch rücksichts- und verständnisvoll. Da schreibt ein Mann, der das Leben erfahren hat und nicht nur seine berufliche Kunst meisterhaft beherrscht, sondern auch von viel Lebensweisheit geprägt ist. Er weiß, worauf es ankommt und was wirklich wichtig ist im Leben. So ist er auch hier manchem seiner Kollegen voraus, nicht zuletzt weil er stets nach der Maxime gelebt hat »Mehr sein als scheinen«. Vielen Lesern wird er nach der Lektüre noch sympathischer sein, denn im Gegensatz zum Buchtitel sind es nicht die Erinnerungen eines Greises, sondern eines Mannes der nach wie vor voll im Leben steht und dem man nur wünschen kann, dass dies noch sehr lange so bleibt.
Herbert Köfer: »99 und kein bisschen leise«, Eulenspiegel Verlag, 175 Seiten, 14,99 €.