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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Mist

Weißt du, der Bren­ner. Ein wirk­lich selt­sa­mer Mensch, der immer gleich bis zu den Lip­pen im Kot steckt. Nur kei­ne Wel­len, heißt es dann, sonst: Scheiß­ge­schmack, Scheiß­ge­ruch. Weil, wenn du fragst, war­um mei­ne Rezi­schrei­be so ist, hier ein Roman­ori­gi­nal­satz aus sei­nem letz­ten Kri­mi, da ging es um das ewi­ge Leben, das doch kei­nes war: »Das musst du dir ein­mal vor­stel­len, schießt sich einer mit der eige­nen Walt­her ein Loch in den Kopf, Testa­ment und alles am Tisch, und hin­ter­her behaup­tet er, ich war es nicht, die Gra­zer Kri­po will mich besei­ti­gen.« Dann war lan­ge Schluss mit dem Pri­vat­de­tek­tiv. Gro­ßer Erfolg für’s Geld­bör­sel. Die Fil­me nach den Roma­nen, da spielt der Josef Hader den Bren­ner. Anschaun! Aber lesen? Nicht so gut.

Der Wolf Hass, weißt du, war Wer­be­tex­ter, für so Ange­sagt­pro­duk­te; jetzt ist er Erfolgs­kri­mi­au­tor. Spie­gel Best­sel­ler­kö­nig. Bis­her sechs­hun­dert­tau­send Ver­kauf­te, kaum Unver­kauf­te. Der Bren­ner, sein gewöh­nungs­be­dürf­ti­ger Prot­ago­nist war schon in Zell am See, Klö­ch in der Ost­stei­er­mark, Salz­burg und Wien, stam­melnd, um die Ecke den­kend, unter­wegs. Dann war er noch an sei­nen Geburts­ort zurück­ge­kehrt. Pun­ting­amer Bier. Weißt eh, das gehirn­erweicht wie Kölsch! Kennst nicht, die­se Ger­sten­saft­mar­ke? Ist aus der Stei­er­mark. Der Bren­ner ist Gra­zer, also Welt­kul­tur­haupt­stadt­mensch. Er stammt aus Pun­ti­gam. Das ist ein Vor­ort der stei­er­mär­ki­schen Landeshauptstadt.

Der Bren­ner, in der Jugend war er sehr dane­ben. So wie du, aber nicht ich! Hat die Poli­zei­schu­le besucht, weil was macht man schon, als Jugend­li­cher, wenn es so per­spek­tiv­los ist, das Leben? Man wird Spi­nat­wach­ter (in Öster­reich trägt die Poli­zei, nicht die Gen­dar­me­rie, grü­ne Uni­for­men, weißt eh, Spi­nat = grün! Geschnallt? Prima!).

Bis­her fin­gen die Roma­ne immer so an »Da ist schon wie­der was pas­siert!« Dies­mal nicht. Hier geht es, so der Titel, um »Müll«. In der Spie­gel-Best­sel­ler­li­ste ist der »Müll« auch schon drin. Fei­ner Titel, trifft für den gan­zen Spie­gel zu.

Haas schmiert wie­der in Höchst­form Sei­ten voll, 283. Schon zum 9. Mal Bren­ner. Urlangweilig!

Bren­ner ist wie immer. Dies­mal Müll­fah­rer: »Die ersten Lei­chen­tei­le sind in der Wan­ne 4 auf­ge­taucht. Aber ein Knie war das Erste, ist ja eh alles in der Zei­tung gestan­den, muss ich jetzt nicht so im Detail. Rech­tes Knie, soweit ich mich erin­ne­re. Aber egal rech­tes oder lin­kes Knie, in Wan­ne 4 gehört kein Knie hin­ein. Das ist sogar egal, ob es ein mensch­li­ches Knie ist oder ein tie­ri­sches Knie, nicht ein­mal ein Titan­knie darf da hin­ein und das Knie von einer Was­ser­lei­tung auch nicht, weil Wan­ne 4 nur Sperrmüll.«

Die Sor­tier­ord­nung beim Wie­ner Mist ist wie über­all, nur beim Bren­ner da gibt es Müll­bud­his­mus. Einen Emp­fangs­chef gibt es auch, der gehört, wie der gan­ze Mist, zur Magi­strats­ab­tei­lung 48-Abfall­wirt­schaft. Miss­wirt­schaft oder auch Mist­wirt­schaft. Alles ver­wickelt sich. Knie­be­sit­zer tot. Ande­re leben. Die Poli­zei erscheint. Der Ermitt­ler­be­am­te ist mal vom Bren­ner aus­ge­bil­det wor­den. Das beein­druckt Bren­ners Mist­ler­kol­le­gen! Ist alles sehr kom­pli­ziert und wie immer. Haas­sprach­lich! Eine zer­stückel­te Lei­chen­ge­schich­te samt einer Frau Iris ist auch dabei und dazu ein Fuhr­un­ter­neh­mer als Rächer. Die öster­reich­deut­sche Gren­ze spielt eine Rol­le. Wich­tig für Organ­han­del und Roman­hand­lung. Da braucht es Tote!

Auf der letz­ten Sei­te ver­kün­det der Autor per Bren­ner­sprech: »Ich muss ganz ehr­lich sagen, ich den­ke auch nicht mehr oft an die Geschich­te.« Recht so. Der neun­te Roman ist irgend­wie Mist, gehört in Wan­ne 4! Das war im vor­letz­ten Bren­ner – mit dem ewi­gen Leben – ähnlich.

Für jene, die sich nicht das gan­ze Geschwall der Bren­ner­ro­man­rei­he antun wol­len, weil der Bren­ner zum Schluss irgend­wie ver­schwin­det, oder auch nicht. Sonst ist alles wie immer, irgend­wie so k&k-dekadent und natür­lich völ­lig undurch­schau­bar. Hoch gelobt von allen Kri­mi­kri­ti­kern, Bücher mit star­ker Deutsch­schräg­la­ge, und eine Zigeu­ne­rin meint: »Ibe­r­mor­gen, Bren­ner abgraz.« Ich nach Buch­le­sen abgrazt! Vor­sicht schlech­tes Recy­cling von frü­he­ren Haasromanen!

Wolf Haas: Müll, Hoff­mann und Cam­pe Ver­lag, Ham­burg 2022, 287 S., 24 €.