Eckhard Mieder (Jahrgang 1953) war mal acht Jahre Redakteur bei einem DDR-Jugendmagazin und genauso lange beim Fernsehen der DDR beschäftigt. Dann verdiente der Berliner seine Brötchen als Autor und Dramaturg für den Hessischen Rundfunk, für ARD und ZDF und zog vor achtzehn Jahren nach Frankfurt am Main.
Immer aber war und blieb er Schriftsteller und Dichter, Feuilletonist und gelegentlich bissiger Privat-Kommentator, der Worte wie »Arschloch« und »beschissen« unbekümmert nutzt.
Es gibt allerlei Bücher von ihm, zuletzt erschien wiederum eine Sammlung von ein paar Dutzend Glossen, Sonetten, Beobachtungen und Traktaten; An-Sichten von der Welt, untertitelt: »Ein Jahrbuch«. »Am Tegernsee im Schnee von gestern« passt als Titel, weil Mieder einerseits gern zurückschaut und andererseits wie ein Zeitgeist-Journalist vieles in den Augen-Blick nimmt.
Wir finden fast zwanzig Seiten seltsame Mao-Sprüche, die er angeblich in einer Baugrube zu Shanghai fand; die einstigen kommunistischen Bündler des Westens dürfen staunen oder wüten. Er berichtet vom Schlag, den ihm während eines Schweden-Urlaubs das Breivik-Attentat versetzt, macht sich lustig über Leute, die alles richtig gemacht haben, reimt ein ultimatives Weihnachtsgedicht und beschimpft männliche Lärm-Barbaren.
Die Texte sind in kleinen Dosen am besten genießbar, und wer Richard Sorge und Ruth Werner nicht kennt, findet hier ebenfalls Aufklärung.
Eckhard Mieder: »Am Tegernsee im Schnee von gestern«, verlag am park in der edition ost, 240 Seiten, 15 €