Ist der Marxismus tot? Nun ja, totgesagt hatte man ihn schon oft. Und dass der bekannte Autor Dietmar Dath im Vorwort des kürzlich erschienenen Sammelbandes »Eine Welt zu gewinnen« ein trotziges Bekenntnis zu Marx ablegt, spricht selbstverständlich für den Marxismus. Ansonsten ist das Buch ein eher buntes Konglomerat von Texten, die sich auf Karl Marx beziehen.
Am Anfang liefert Heiko Humburg eine Kurzbiographie von Karl Marx und gibt einen ebenfalls kurzen Überblick über dessen Werk. Andere Autoren schreiben über Grausamkeiten und Zumutungen unserer Gegenwart, für die sie – durchaus zutreffend – den Kapitalismus verantwortlich machen. Über die von ihnen vertretenen Vorstellungen einer künftigen Gesellschaft kann man freilich unterschiedlicher Ansicht sein, ebenso über ihre Interpretation der Historie der letzten Jahrzehnte.
Der letzte Abschnitt des Buches trägt die Überschrift »Eine lebendige Theorie, eine lebendige Bewegung«. Eingehalten wird diese Ankündigung leider nicht. Veteranen vergangener sozialer Kämpfe geben (zweifelsfrei interessante) Erinnerungen wider. Aktivist*innen derzeit tobender Auseinandersetzungen kommen jedoch nicht zu Wort. Und von derzeit aktiven marxistischen Theoretiker*innen liefert nur Georg Fülberth einen kurzen Beitrag zu Aktualität marxistischen Denkens.
Der Band ist offensichtlich als Einstiegslektüre in die Marx‘sche Theorie gedacht und richtet sich vorrangig an jüngere Leser*innen aus dem Umfeld der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjungend (SDAJ). Eine ideologische Öffnung gegenüber anderen marxistischen Strömungen hätte dem Band ganz gewiss gutgetan.
Lena Kreymann/Paul Rodermund (Hg.): »Eine Welt zu gewinnen. Marx, der Kapitalismus von heute und was wir tun können«, PapyRossa, 230 Seiten, 10 €