Viele tägliche Gespräche, ob bei Nachbarn oder im Büro, beginnen mit solchen Sätzen wie »Im Fernsehen haben sie gesagt …« oder »In der Zeitung steht heute …« oder »Ham’se schon gehört …«. Es zeigt, dass die massenorientierte Medienwelt einen starken Einfluss hat. Und jeder weiß heutzutage: Eine Meldung kann positiv oder negativ formuliert werden; sie kann durch Weglassungen ebenso verändert werden wie durch hinzugefügte Mutmaßungen oder unbewiesene Beifügungen. Natürlich sind zu jeder Meldung verschiedene Haltungen möglich: Ihre Befürworter würden deren Wahrheitsgehalt beschwören; politische Gegner würden frontal dagegen argumentieren; kritische Köpfe sind gewohnt, den Gehalt mit anderen Informationsquellen zu vergleichen. Die »Bandbreite« der Interpretation reicht demnach von »Wahrheit« bis »Manipulation«. Neben derartigen offiziellen, manchmal auch offiziösen Informationen gibt es meines Erachtens eine andere Dimension der Einflussnahme, die über andere Wirkmechanismen erfolgt.
Ein Beispiel dazu: Eine Familie mit vier Kindern und geringem Einkommen sieht im Fernsehen eine Sendung, in der ein Ehepaar in einer deutlich über 200 m² großen Villa wohnt; Kinder treten nicht auf. Wie werden sich diese Menschen fühlen? Wird der Gedanke aufkommen: Warum habe ich bloß geheiratet? Und sind die Kinder nicht wie ein Klotz am Bein? Kann es dazu führen, dass diese Menschen sich als Unterprivilegierte, vielleicht sogar als Versager fühlen? Zumindest ist ein psychologischer Zusammenhang erkennbar, der aus dieser diffizilen gedanklichen Manipulation resultiert.
Dies ließe sich an zahlreichen weiteren Beispielen nachweisen – etwa in der Werbung, in der selten Kinder auftreten, jedoch viel häufiger, wie sich Singles ihr Leben noch besser, schöner, einfacher gestalten können. Als ich den Werbesatz las »Shoppen wie ein Milliardär«, war ich sozusagen sprachlos: Soll das der Maßstab sein, an dem man sein Leben ausrichtet? Ist das Erreichen der »Milliarde« etwa ein Lebensziel? Oder andersherum gedacht: Soll den Rezipienten suggeriert werden, dass das sorglose Shoppen das Erstrebenswerte ist – auch wenn ich danach pleite bin?
Das Gegenargument kenne ich schon: Jeder kann ja selbst entscheiden … Aber solche Manipulationen, denen man täglich ausgesetzt ist, beeinflussen und verändern die Psyche eines Menschen.
Ein weiteres Gebiet, auf dem diese Beeinflussung wirksam ist, genießen viele Menschen mit Vergnügen – die »Nebenbei«-Unterhaltung aus dem Radio. Ob beim Staubsaugen, bei monotoner Büroarbeit oder im Auto – Millionen hören täglich Radio. Ich habe mir die Mühe gemacht, durch viele Sender »durchzuzappen« und zu suchen, wo ich Musik mit deutschem Text finde. Ja, es war wirklich mühevoll – oft sind es die vierten Programme der Landessender, die wechselweise deutsche und englische Titel bringen. Abgeschätzt ergibt sich ein deutschsprachiger Anteil von ca. 12 Prozent bei der Unterhaltungsmusik. Englischsprachige Musik wird aber von vielen Rezipienten schlecht verstanden; demgegenüber prägt ihre überbordende Darbietung im Unterbewusstsein das Signal: Das ist die »bessere« Sprache! Was bei vielen Titeln bleibt, sind Rhythmus und Melodie. Doch die intellektuelle Komponente, die im Text enthalten ist, wird auf diese Weise minimalisiert. Und bitte nicht das Argument: »Die Hörer möchten das so« – die Sender haben ihr Publikum auch gezielt dorthin manipuliert! Macht man nämlich ein Gegen-Experiment, indem man alte deutsche Titel spielt, singen viele – und nicht nur Ältere – bereits wenige Sekunden später mit!
In diesem Zusammenhang drängt sich mir unwillkürlich die Frage auf: Erfüllt so der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Staatsauftrag zur Pflege der eigenen Kultur? Oder andersherum: Lenkt jemand die Entwicklung gezielt in die zu beobachtende Richtung? Sollten die Verantwortlichen nicht dementsprechend zur Rechenschaft gezogen werden, auch mit personellen Konsequenzen?
Die Anglisierung der deutschen Sprache zeigt bereits wesentliche Auswirkungen. Dies lässt sich bei Gesprächen vor allem mit jüngeren Menschen beobachten: Sehr oft werden die wesentlichen Begriffe in einer Äußerung nicht mehr auf Deutsch gesagt, sondern auf Englisch. Würde das einem Engländer, einem Australier oder US-Amerikaner einfallen? Jenen, mit denen ich Kontakt habe bzw. hatte, jedenfalls nicht. Oft ist ihnen eine andere Sprache gar nicht geläufig. Ein fast schon lustiges Beispiel begegnete mir bei einer Weinprobe, denn dort gab es die Marke »Sundowner«. Ja – wie? Soll also ein »Sonnen-Runterer« die Sonne abends vom Himmel holen?
Aus meinem Empfinden begann die sprachliche Anglisierung hierzulande in der Werbebranche und mit der Ausbreitung der IT im täglichen Leben. Gerade bei Computern, Handys usw. scheint dies nachvollziehbar: Die meisten Software-Programme kommen aus den USA; in Westeuropa hat sich nichts Vergleichbares entwickelt; als Ausnahme kann vielleicht das SAP-System gelten.
Im Bereich der IT findet noch eine weitere versteckte Manipulation statt, wenn man den Bereich der Computerspiele betrachtet: Ob bei Ritterspielen oder Science-Fiction-Programmen – der Anteil mit Morden, Unglücken, Kapitalverbrechen und ähnlichem ist sehr hoch! Was passiert, wenn junge Menschen mit solchen Spielen ihre Freizeit gestalten? Bei ihnen prägt diese Art der Spiele Verhaltensmuster für das spätere Leben heraus. Neben schnellem Handeln bzw. Reagieren werden leider auch Aggressivität und eine gewisse Verachtung gegenüber anderen Menschen herangezüchtet. Und ganz nebenbei senken aggressive Computerspiele auch die Hemmschwelle gegenüber kriminellem Handeln; die Gewalt gehört damit irgendwie schon zum »Tagesgeschehen«; was auf der »Mattscheibe« erlaubt ist, will mancher auch im realen Leben mal ausprobieren. Auch wenn ihre Spielfiguren sich sehr intensiv bewegen – viele von den Spielern werden irgendwann körperlich eingeschränkt sein, weil ihr Bewegungsapparat in den entscheidenden Jugendjahren nicht entwickelt wurde. Ähnliche Tendenzen können durch übermäßigen Handygebrauch auftreten: Durch den ständig abgesenkten Blickwinkel nach unten auf den Screen sind langzeitliche Folgen unausweichlich.
Sind dies nur schwarzseherische Prophezeiungen? Nein, denn die bayrische Staatsregierung hat laut Wikipedia schon ab 2006 gefordert, dass für das Verbreiten von sogenannten »Killerspielen« Strafen verhängt werden. Natürlich setzte ab diesem Zeitpunkt das parlamentarische (oder vielleicht lobbygetriebene?) »Tauziehen« ein mit Pro und Contra. Das Ergebnis: 2014 wurde diese Initiative für erledigt erklärt – ohne dass diese Forderung zu einer Gesetzesänderung führte!
Gerade das Thema »Gewaltverbrechen« scheint sich aktuell tendenziell verstärkt auszubreiten. Dies ist nicht nur bei den Privatmedien seit langer Zeit zu beobachten – auch bei den öffentlich-rechtlichen Medien werden zahlreiche Gewaltverbrechen gezeigt. Dies beginnt bei ZDF kurz nach 18 Uhr, bei ARD kurz vor 19 Uhr und setzt sich oft bis in den späten Abend fort. Ähnliches ist in der Programmwerbung etwa ab 18.30 Uhr zu sehen. Doch wie heißt es in § 3 des gesetzlich verankerten Medienstaatsvertrags? »Die Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben. Freiheit und körperlicher Unversehrtheit (…) zu stärken.«. Soll das etwa gewahrt sein, wenn Kinder bereits am frühen Abend Gewaltverbrechen sehen können? Zwischen 18 und 20 Uhr werden demnach Minderjährige mit mindestens 3 Leichen konfrontiert.
Da stellt sich mir die Frage: Gibt es keine anderen Themen, die es wert sind, betrachtet zu werden? Hat unser Alltag nicht genug Facetten, die thematisiert werden können – skurrile, witzige, nachdenkenswerte? Ja, es geht auch um Einschaltquoten bzw. vorgegebene Meinungstendenzen – sind aber demgegenüber die moralischen Werte nur zweitrangig? Sicher ist dies so bei den Personen, die sich aus derartigen Manipulationen etwas versprechen, ob Gewinn, Medienmacht, ein persönliches Vorankommen oder ähnliches. Doch ist es nicht die Aufgabe des Staates, ihnen auf die Finger zu sehen – und, wenn nötig, auch zu klopfen? Doch dazu kommt von den großen Leitmedien keine Information. Es bleibt der Eindruck, dass hinter den dargestellten Tendenzen eine gezielte Methodik steckt, um in breitem Maße zu manipulieren.