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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Mahle Mühle, mahle

(Die ersten zwei Zei­len und der Refrain beru­hen auf einem Kanon aus dem 15./16. Jahr­hun­dert, spä­ter auch von Richard Deh­mel (Text) und Gustav Schul­ten (Musik) adap­tiert; ab Zei­le drei: W. Herzberg)

 

Es steht ein gol­de­nes Garbenfeld,
das reicht bis an den Rand der Welt.
Das gold’ne Feld gehört den Herren,
wenn’s Volk sich bückt, das haben sie gern.
Das Volk hat wenig von dem Korn,
schluckt lang her­un­ter sei­nen Zorn.
Es gäb› für alle Brot genug,
doch Her­ren leben vom Betrug.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle …

Sie geben uns Bro­sa­men ab,
dann macht der Mensch nicht so schnell schlapp.
So stop­fen sie dem Volk das Maul,
dass es brav ackert wie ein Gaul.
Im Dies­seits geht es uns oft mies,
ver­trö­stet wird auf’s Paradies.
So hal­ten sie sich an der Macht,
bis irgend­wann, es wie­der kracht.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle …

Die Her­ren pres­sen Schöp­fung aus,
so schwel­gen sie in Saus und Braus.
Dafür zet­teln sie Krie­ge an,
stirbt tau­send­fach Kind, Frau und Mann.
Der Her­ren Gier, nach gro­ßem Geld,
ver­wü­stet Mensch, Natur und Feld.
Zu Weni­gen fließt Überfluss,
das Volk murrt bis zum Überdruss.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle …

Als Adam grub und Eva spann,
da gab’s doch auch kei­nen rei­chen Mann!
Dann schlug der Kain den Abel tot.
Das ist der Mord, der heut noch droht.
Der Mensch bleibt immer auch ein Tier,
mit Fut­ter­neid in sei­ner Gier.
Ein Bild, wofür die Herrn gern werben,
doch davon fällt die Welt in Scherben.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle .…

Zum guten Leben braucht’s nicht viel,
wie Her­ren leben, wär’ kein Ziel.
Wenn jeder sei­ne Fel­der hat,
dann wür­den viel mehr Men­schen satt.
Dabei geht es nicht um Brot allein,
Mensch braucht auch Lie­be, Sinn und Wein.
Sinn heißt nicht leben wie ein Schwein,
son­dern für die Schwä­che­ren da zu sein.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle …

Solang’s auf Erden Herr und Knecht,
geht’s weni­gen gut und vie­len schlecht.
Doch gibt›s je Her­ren, keinerlei?
Und wer­den Knech­te jemals frei?
Wir Men­schen fin­den dann erst Ruh,
wenn wir die Grä­ben schüt­ten zu.
Der Schatz, den uns­re Erde birgt,
für alle Men­schen Glück bewirkt.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle …

Wenn’s Volk genug gelit­ten hat,
wirft’s wie­der ab, der Her­ren Macht.
Dann jagen wir die Mäch­ti­gen raus,
erneut durchs Tor zur Stadt hinaus.
Wir dul­den Her­ren keinerlei,
erst dann wer­den alle Men­schen frei.
Es wächst ein gold’nes Garbenfeld,
das nährt uns alle auf der Welt.
Mah­le Müh­le, mah­le Mühle,
mah­le Müh­le, mahle.