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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Links und rechts in Frankreich (aus der Presse zitiert)

 Neue Zür­cher Zei­tung vom 13. Juli 2024:
»Sie ist extrem rechts, er ist extrem links. Und doch haben Mari­ne Le Pen und Jean-Luc Mélen­chon mehr gemein­sam als ihnen lieb ist. (…)
In der Wahl­kam­pa­gne hat­ten sowohl LFI (La France inso­u­mi­se: Unbeug­sa­mes Frank­reich) mit der lin­ken Wahl­uni­on Nou­veau Front popu­lai­re (NFP), als auch das Ras­sem­blem­ent natio­nal (RN) mit ihrem Par­tei­chef Jor­dan Bar­del­la ver­spro­chen, sie wür­den Macrons umstrit­te­ne Reform rück­gän­gig machen und das Ren­ten­al­ter von neu 64 wie­der auf 60 sen­ken. Auch woll­ten bei­de Strö­mun­gen die Kauf­kraft der sozi­al Schwäch­sten stei­gern und gegen die Infla­ti­on schüt­zen sowie der Kon­kur­renz durch den inter­na­tio­na­len Frei­han­del einen Rie­gel schieben. (…) .
Sowohl LFI als auch das RN haben Ein­wän­de gegen die Nato und gegen die bedin­gungs­lo­se Unter­stüt­zung der Ukrai­ne. Bei­de weh­ren sich vehe­ment dage­gen, Trup­pen an die Front zu ent­sen­den, wie es Macron ange­droht hat­te. Über­schnei­dun­gen gibt es zudem in der Kri­tik an der EU, obwohl Mélen­chon im Unter­schied zur Rechts­po­pu­li­stin nie für einen Aus­tritt aus der Gemein­schaft und aus dem Euro war. (…)
Bei­de Extre­me bedie­nen sich auch popu­li­sti­scher Metho­den: So geben sowohl Le Pen als auch Mélen­chon vor, im Namen des Volks zu reden. Bei­de wol­len den von einer pri­vi­le­gier­ten Eli­te mit Ver­ach­tung behan­del­ten klei­nen Leu­ten das Wort geben. Mari­ne Le Pen ver­steht unter dem Volk mehr die Nati­on, nota­be­ne unter Aus­schluss der Zuge­wan­der­ten, und wenn Mélen­chon vom Peu­ple spricht, denkt er wohl an den Refrain der Kom­mu­ni­sti­schen Inter­na­tio­na­le: Pro­le­ta­ri­er aller Länder …«

jun­ge Welt vom 12. Juli 2024:
»Frank­reichs stink­rei­che poli­ti­sche Eli­ten machen Poli­tik gegen das Volk. (…) Pas­send zur poli­ti­schen Situa­ti­on: Am Mon­tag (8. Juli 2024) ver­öf­fent­lich­te die fran­zö­si­sche Trans­pa­renz­be­hör­de HATVP (Hau­te Auto­ri­té pour la trans­pa­rence de la vie publi­que) einen Bericht, der über die pri­va­ten finan­zi­el­len Ver­hält­nis­se und Mög­lich­kei­ten der Mini­ster in den bis­he­ri­gen Regie­run­gen des Prä­si­den­ten Emma­nu­el Macron im spe­zi­el­len und der bür­ger­lich-rech­ten Abge­ord­ne­ten der Natio­nal­ver­samm­lung im all­ge­mei­nen Aus­kunft gibt.
Das vor­weg­ge­nom­me­ne Fazit des Kon­sor­ti­ums, das vor allem nach »indi­vi­du­el­ler Berei­che­rung« und mög­li­chen »Inter­es­sen­kon­flik­ten« Aus­schau hält: Das »Stu­di­um der Ver­mö­gens­er­klä­rung« von 34 Mit­glie­dern der Regie­rung habe erge­ben, dass »mehr als die Hälf­te von ihnen Mul­ti­mil­lio­nä­re sind«. Das erhär­te den Ein­druck, dass der Staats­chef und sei­ne Leu­te »den Kon­takt zum wirk­li­chen Leben der Fran­zo­sen ver­lo­ren haben«. Sofern sie ihn denn ja hat­ten. »Land und Wert­pa­pie­re« sind dem­nach die bevor­zug­ten Inve­sti­tio­nen in der sich dem Nor­mal­bür­ger – von den Eli­ten haupt­säch­lich als Stimm­vieh wahr­ge­nom­men – kaum erschlie­ßen­den poli­ti­schen Sze­ne. Die Reprä­sen­tan­ten des Vol­kes sei­en Immo­bi­li­en­be­sit­zer, Aktio­nä­re, Bör­sen­wet­ter, auch Erben grö­ße­rer Ver­mö­gen und Pro­fi­teu­re beacht­li­cher Lebens­ver­si­che­run­gen. Kurz: Macrons Mini­ster und Mini­ste­rin­nen sei­en »rei­ne Erzeug­nis­se eines besitz­rei­chen Großbürgertums«.

Die däni­sche Tages­zei­tung »Poli­ti­ken« vom 8. Juli 2024:
»Wie die Prä­si­dent­schafts­wahl 2022 ist auch die Wahl am Sonn­tag eher eine Wahl gegen die extre­me Rech­te als für Macron gewe­sen. Jetzt ist die letz­te Chan­ce für Emma­nu­el Macron, auf ein Frank­reich zuzu­ge­hen, das ihn größ­ten­teils als Prä­si­den­ten der Rei­chen betrach­tet. Hören Sie nun auf­merk­sam hin, Mon­sieur le President.«

Ausgabe 15.16/2024