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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Leuchtfederstift

Da gehe ich am Diens­tag zur Post, um ihr ein Päck­chen und einen Brief zu über­ge­ben, damit sie bei­des dem Emp­fän­ger zukom­men las­sen möge. Für die­se Dienst­lei­stung habe ich hef­tig zu bezah­len. Ich zah­le inner­lich höchst wider­wil­lig, weil die­ses Unter­neh­men schon wie­der das Por­to erhö­hen will, ohne dass sich die Lei­stun­gen ver­bes­sern. Für die ent­rich­te­te Sum­me erhal­te ich einen »Bon«, eine Quit­tung. Vor dem Ein­gang zur Post­stel­le, ein rich­ti­ges Post­amt exi­stiert nur noch an einem Ort in der Stadt, sehe ich mir den Kas­sen­zet­tel an. Erschreckt stel­le ich fest, dass ich einen »Leucht­fe­der­stift« und einen »Brief­dra­chen« bezahlt habe. Wie bit­te? Das will ich mir erklä­ren las­sen und fra­ge am Tre­sen nach. Das teil­nahms- und aus­drucks­lo­se Gesicht hin­ter Ple­xi­glas­schei­be erhellt sich mit einem über­le­ge­nen Lächeln. »Vor dem Begriff steht doch die Abkür­zung PWz, alles in Ord­nung.« »Wie?« »Na, PWz bedeu­tet Post­wert­zei­chen. Die PWz haben die Moti­ve ›Leucht­fe­der­stift‹ und ›Brief­dra­chen‹.« Rich­tig »275 PWz Leucht­fe­der­stift«, »160 Brief­dra­chen«. Ich dan­ke aufrichtig.

Mei­ne Unkennt­nis und mei­ne bla­ma­ble Fra­ge erschüt­ter­ten mich zutiefst, so dass ich mich nicht getrau­te zu fra­gen, was denn bit­te Brief­dra­chen und Leucht­fe­der­stift sein könnten.

Ich ver­ließ eilig die Post­stel­le, star­te­te den Com­pu­ter und erfuhr bei Goog­le, dass bei­de Exem­pla­re Brief­mar­ken der Deut­schen Post sind, gestal­te­te Brief­mar­ken, nass- oder selbst­kle­bend auf Zeh­ner­bo­gen oder Hun­der­ter­rol­le. PZw 275 zeigt einen rot-weiß gestreif­ten Leucht­turm­stumpf mit einer gül­de­nen Füll­fe­der­hal­ter­spit­ze, der auf einer Land­zun­ge steht. Auf dem blau­en Meer schip­pert ein gefal­te­tes Papier­schiff­chen, natür­lich unter Som­mer­wölk­chen am blau­en Him­mel. Das Bild­chen wird mit einer wei­ßen 275 und dem Schrift­zug DEUTSCHLAND ver­ziert und wäre fast lustig, gehör­te zur Brief­mar­ke nicht noch die­ser QR-Code. Der Brief­dra­chen schwebt freund­lich lächelnd an »lan­ger Lei­ne« am grau­en Deutschland-Himmel.

Das wird ver­mut­lich so etwas wie Kunst sein, denn anders lie­ße sich die erneu­te Erhö­hung der Por­to­prei­se kaum recht­fer­ti­gen. Das Kar­tell­amt wird das sicher bestä­ti­gen und den kunst­sin­ni­gen Wün­schen der Deut­schen Post entsprechen.