Weil nach zwei Romanen und einem Erzählungsband eine neue Novelle bei den Verlagen dahindümpelte und überhaupt das Leben etwas zäh lief, entschloss sich Katja Oskamp zu einer radikalen Lebensänderung. Sie lernte Fußpflegerin und fing an, in einem Marzahner Kosmetiksalon zu arbeiten. Was sie da erlebte, was sie von den Kunden erfuhr und wie die drei Mitarbeiterinnen »den Laden schmeißen«, kann man nun in »Marzahn, mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin« nachlesen.
Nichts Spektakuläres – kurze Begebenheiten und Lebensgeschichten von zumeist Rentnern. Gerlinde Bonkat, die nach einem arbeitsreichen Leben in beiden Deutschlands noch immer Königsberg als ihre Heimat angibt. Eberhard Pietsch, der frühere Funktionär, der das Organisieren und Belehren nicht lassen kann. Frau Frenzel, die Hunde mehr liebt als Männer. Und. Und.
Das sind freundliche, manchmal auch witzige Beschreibungen mit großer Freude am Detail. Kaum einer der Kunden jammert, lieber genießt man das Angenehme einer Fußmassage und die Aufmerksamkeit der Pflegerin. Und an der Freude an diesem sympathischen Buch merkt man, dass es der neuen Literatur an etwas fehlte: Gab es da überhaupt noch »kleine Leute«?
Katja Oskamp: »Marzahn, mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin«, Hanser Berlin, 143 Seiten, 16 €