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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Land unter Bomben

»Der klei­ne Buch­la­den« im Ber­li­ner Karl-Lieb­knecht-Haus hat­te Ende Juni die­ses Jah­res gemein­sam mit dem Ver­lag Wil­jo Hei­nen zur Buch­pre­mie­re eingeladen.

Hell­mut Kap­fen­ber­ger, vier­zig Jah­re, bis 1990, außen­po­li­ti­scher Nach­rich­ten­jour­na­list der DDR, stell­te sein fünf­tes Buch vor: »Viet­nam 1972. Ein Land unter Bom­ben. Mit Notiz­buch und Kame­ra im Nor­den unter­wegs«. Auch mit die­sem Buch erweist sich der Autor als pro­fun­der Ken­ner Viet­nams. Als Zeit­zeu­ge schreibt er sach­kun­dig über das ver­hee­ren­de Jahr 1972 im soge­nann­ten Ame­ri­ka­ni­schen Krieg. Ein­gangs zitiert er den ame­ri­ka­ni­schen Ex-Sena­tor Wil­liam Ful­bright: »Viet­nam war eine gro­ße Tra­gö­die. Wenn man von all den heh­ren Prin­zi­pi­en und den geo­po­li­ti­schen Theo­rien und Ana­lo­gien ein­mal absieht, die die ame­ri­ka­ni­sche Poli­tik beherrscht haben, muss man sich unwei­ger­lich die Fra­ge stel­len, was denn eigent­lich für die­sen Krieg sprach.«

Hell­mut Kap­fen­ber­ger rich­tet den Blick auf das letz­te Jahr die­ses Ver­nich­tungs­krie­ges und schafft zugleich ein Kom­pen­di­um über ihn. Der Krieg ende­te am 27. Janu­ar 1973, nach­dem in Paris das Abkom­men über die Been­di­gung des Krie­ges und die Wie­der­her­stel­lung des Frie­dens in Viet­nam unter­zeich­net wor­den war. Dem gin­gen außer­or­dent­lich kom­pli­zier­te, von ame­ri­ka­ni­scher Sei­te wie­der­holt tor­pe­dier­te Ver­hand­lun­gen mit dem Aggres­sor USA voraus.

Im Ver­lauf des Jah­res 1972 erfuhr der Krieg eine Eska­la­ti­on im Süden des Lan­des, zugleich pflüg­ten nahe­zu unun­ter­bro­che­ne USA-Bom­bar­de­ments den Nor­den regel­recht um. Es war Prä­si­dent Nixon, der die Bom­bar­die­rung des gesam­ten nord­viet­na­me­si­schen Ter­ri­to­ri­ums befahl. Zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wur­de er dafür nie. Der Autor schil­dert aus eige­nem Erle­ben ein­drucks­voll Tage und Näch­te in der zwei­ten Dezem­ber­hälf­te 1972 sowie im Janu­ar 1973 und appel­liert mit dem Blick auf die Gegen­wart, dass die ein­deu­ti­gen Kriegs­ver­bre­chen und Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit, egal wo sie began­gen wer­den, geäch­tet wer­den müs­sen und nie in Ver­ges­sen­heit gera­ten dür­fen. Mit vie­len Details und Fotos wird in die­sem Buch belegt, wie mit Bru­ta­li­tät und unfass­ba­rer Grau­sam­keit grund­los ein Volk in die Knie gezwun­gen wer­den soll­te. Fast erdrückend ist die Fül­le zeit­zeu­gen­schaft­li­cher Infor­ma­tio­nen. Eine »Chro­nik 1945 bis 1971« ist hilf­reich beim Erfas­sen und Beur­tei­len der histo­ri­schen Vorgänge.

Hell­mut Kap­fen­ber­ger wird dem­nächst sei­nen neun­zig­sten Geburts­tag bege­hen. Mit sei­nem Buch hat er sich einen Wunsch erfüllt und einer zu wün­schen­den gro­ßen Leser­schaft das Ange­bot von umfas­sen­dem Erkennt­nis­ge­winn unterbreitet.

Hell­mut Kap­fen­ber­ger: Viet­nam 1972. Ein Land unter Bom­ben. Mit Notiz­buch und Kame­ra im Nor­den unter­wegs, Ver­lag Wil­jo Hei­nen, Berlin/​Böklund, 2023, 255 S., zahl­rei­che Fotos, 34 €.