Es gibt sie wieder, die Grafik-Edition der jungen Welt. Schon 1971 wurde sie begonnen; sie existierte bis 1985 und war international einmalig. Ihr Initiator war Fritz Wengler; sein Anliegen: »Wir wollten junge Leute für Kunst begeistern und demonstrieren, dass sie erschwinglich sein kann. Jedes Blatt wurde vom Künstler signiert und war damit ein Original.« So regte man zum Sammeln von Kunst und ebenso zum Besuch von Galerien an, denn das Original faszinierte. In den genannten vierzehn Jahren wurden 131 Künstler von der Redaktion der jungen Welt gebeten, Grafiken zu einem vorgegebenen Thema zu schaffen. Alle Blätter erschienen in Originalgröße und wurden kommentiert. Viele, die damals diese Quelle nutzten, besitzen die Blätter noch heute. Finanziell war das nur zu schaffen dank der Hilfe des Kulturfonds der DDR. Die künstlerische Druckgrafik der DDR war in jenen Jahren weltbekannt und geachtet. Erinnert sei an die in regelmäßigen Abständen gezeigte, weltoffene INTERGRAFIK oder die jährlichen Wettbewerbe »100 ausgewählte Grafiken«.
Nun hat sich Andreas Wessel, der diese Tradition wiedererweckt, zum Ziel gestellt, sie unter den Bedingungen der Gegenwart weiterzuführen. Finanziell erschwinglich wird das nur durch Solidarität der Künstler und Drucker. Alle vier Monate kann eine Grafik zum Preis von 28 Euro im Abonnement oder Einzelverkauf erworben werden. Das erste Blatt ist eine dreifarbige Serigrafie von Marc Gröszer »o. T.« mit Prägestempel der jW-Kunstedition und Signum des Künstlers. Bestellt werden kann unter jungewelt.de/kunstedition oder telefonisch unter 030/53635580.
Zu den 131 Künstlern, die von 1971 bis 1985 an der Kunstedition mitwirkten, gehört Roland Berger. Er ist erneut zur Mitarbeit bereit. Zurzeit läuft bis zum 8. November in der Ladengalerie der jungen Welt unter dem Thema »Reverenzen« eine beachtenswerte Ausstellung seiner Holz- und Linolschnitte (Torstraße 6, 10119 Berlin, Mo. bis Do. 12 – 18, Fr. 10 – 14 Uhr).
Maria Michel