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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Kulturelle Gleichschaltung

»Kein faschi­sti­scher Zen­tra­lis­mus hat das geschafft, was der Zen­tra­lis­mus der Kon­sum­ge­sell­schaft geschafft hat. Der Faschis­mus pro­pa­gier­te ein reak­tio­nä­res und monu­men­ta­les Modell, das sich jedoch nie real durch­zu­set­zen ver­moch­te. Die ver­schie­de­nen Son­der­kul­tu­ren (die der Bau­ern, der Sub­pro­le­ta­ri­er, der Arbei­ter) rich­te­ten sich viel­mehr nach ihren über­lie­fer­ten Model­len. Die Repres­si­on ging nur soweit, wie es zur Siche­rung des ver­ba­len Kon­sen­ses erfor­der­lich war. Heu­te dage­gen ist der vom Zen­trum gefor­der­te Kon­sens zu den herr­schen­den Model­len bedin­gungs­los und total. Die alten kul­tu­rel­len Model­le wer­den ver­leug­net. Die Men­schen haben nichts mehr damit zu tun. (…) Wie war es nur mög­lich, dass sich eine sol­che Repres­si­on durch­set­zen konn­te? Durch zwei Revo­lu­tio­nen: Die Revo­lu­ti­on der Infra­struk­tu­ren und die Revo­lu­ti­on im Infor­ma­ti­ons­we­sen. (…) Mit Hil­fe des Fern­se­hens hat das Zen­trum den gesam­ten Rest des Lan­des sei­nem Bil­de ange­gli­chen, eines Lan­des immer­hin, das uner­hört man­nig­fal­tig in sei­nen Geschichts­ab­läu­fen und reich an ori­gi­nä­ren Kul­tu­ren war. Ein Pro­zess der Nivel­lie­rung wur­de ein­ge­lei­tet, der alles Authen­ti­sche und Beson­de­re ver­nich­te­te. Das Zen­trum erhob sei­ne Model­le zur Norm; und die­se Norm ist nichts ande­res als die der moder­nen Indu­stria­li­sie­rung, die sich nicht mehr damit zufrie­den­gibt, dass der Kon­su­ment kon­su­miert, son­dern mit dem Anspruch auf­tritt, es dür­fe kei­ne ande­re Ideo­lo­gie als die des Kon­sums geben..«

 

Ausgabe 15.16/2024