Seit Jahren lautet der Leitspruch des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien »Kriege gehören ins Museum«. Dazu bekennt sich mit seiner neuen Ausstellung auch das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. Die Ausstellung zum 150. Jahrestag des Deutsch-Französischen Krieges zeigt den kriegerischen Weg, der zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches unter der Führung Preußens führte. Mit einbezogen in die kriegerische Geschichtsaufarbeitung sind die Kriege Preußens und Österreichs gegen Dänemark 1864, zwei Jahre später der Krieg Preußen gegen Österreich, in der Schlacht bei Königgrätz siegt Preußen, Schleswig-Holstein wird eine preußische Provinz.
Die Ausstellung zeigt den kriegerischen Weg Deutschlands zur Reichsgründung am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses Versailles, hier wurde der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert. Im Ausstellungskatalog heißt es: »Im Juli vor 150 Jahren begann der Deutsch-Französische Krieg. 2021 kehrt zum 150. Mal der Jahrestag der Kaiserproklamation wieder. Zuvor reihten sich, wenn auch kaum überregional wahrgenommen, 2014 Gedenktermine des zweiten Deutsch-Dänischen Krieges und 2016 des Deutschen Krieges aneinander. Zeugen dieser Epoche sind in vielen Deutschen präsent, doch bleiben sie für die meisten von uns stumm. Das mag selbst für die Berliner Siegessäule oder das gewaltige Hamburger Bismarckdenkmal gelten.« Weiter heißt es: »Zahllose Plätze und Straßen wurden ab 1871 nach Persönlichkeiten wie Kaiser Wilhelm I., Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke oder Reichskanzler Otto von Bismarck benannt, nach Siegen wie Metz oder Sedan« und heißen noch immer so. Auch gibt es inzwischen große Bedenken gegen Bismarck. War er es doch, der die Kongokonferenz über Afrika vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 nach Berlin einberufen hatte, bei der der Kontinent für den Kolonialismus europäischer Staaten aufgeteilt wurde.
Es geht auch um das Preußenbild, das heute von Alexander v. Humboldt, Karl Friedrich Schinkel und Theodor Fontane geprägt wird. Als Schriftsteller wollte Theodor Fontane über den Deutsch-Französischen Krieg für die Vossische Zeitung berichten. Fasziniert von Jeanne d’Arc besuchte er ihren Geburtsort in Domrémy-la-Pucelle und wurde am 5. Oktober 1870 dort als preußischer Spion verhaftet und auf der Insel Ile d’Oléron am Atlantik inhaftiert.
Die Ausstellung beschränkt sich darauf, die politischen Folgen des Krieges anzudeuten, der am 19. Juli 1870 mit der Kriegserklärung des französischen Kaiserreichs an Preußen begann. Aus dieser kriegerischen Auseinandersetzung gingen Frankreich und Preußen verwandelt hervor – Frankreich wurde Republik, Preußen Führungsmacht in dem neu gegründeten Kaiserreich.
Knapp wird berichtet über die sozialistische Pariser Kommune, die vom 18. März bis zum 28. Mai 1871 existierte, dann aber blutig nicht nur von Frankreich, sondern auch mit Hilfe von Preußen niedergeschlagen wurde. Am 16. Mai 1871 gab der Befehlshaber der französischen Regierungstruppen, Marschall Mac-Mahon, einen Tagesbefehl: »Soldaten, soeben ist die Säule auf der Place Vendôme gefallen. Die Ausländer haben sie respektiert. Die Pariser Kommune hat sie gestürzt. Männer, die sich Franzosen nennen, haben es gewagt, unter den Augen der Deutschen dieses Zeugnis des Sieges der Siege Eurer Väter über die europäischen Koalitionsheere zu zerstören.«
Ausgeführt hat den Abriss der Vendôme-Säule im Auftrag der Pariser Kommune der Maler Gustave Courbet. 147 Kommunarden wurden an der »Mur des Fédérés« – der Mauer der Föderierten – am 28. Mai 1871 erschossen.
Ich frage mich nur warum diese Ausstellung in einem militärgeschichtlichen Museum der Bundeswehr stattfindet.
»KRIEG MACHT NATION – Wie das deutsche Kaiserreich entstand«, bis zum 31. Januar 2021 im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Der reich illustrierte Katalog der Ausstellung umfasst 432 Seiten (48 €).