Das Industriezeitalter begann bekanntlich, als in England mithilfe von Kohle Wasser zu Dampf erhitzt und in Bewegungsenergie verwandelt wurde.
Kaum eine Wirtschaftspublikation hat diesen Prozess ähnlich kontinuierlich begleitet wie der Londoner Economist – übrigens schon eine der regelmäßig von Karl Marx rezipierten Quellen. In seiner ersten Ausgabe vom Januar 2022 titelt das Blatt mit einer ordentlichen Prise britischen Humors »Tut uns leid, Leute – der Kohle geht’s gut.« Es sei nicht nur so, dass just im Jahre 2021, in dem auf der großen Bühne der Politik der Abschied von der Kohle eingeleitet worden sei, mehr Strom aus Kohle gewonnen worden sei als je zuvor. Es zeichne sich auch jenseits schöner Worte kein Trendbruch ab. Keiner der großen Konzerne, die Rohstoffe aus der Erde holten, hätte sich so schön für die Aktienbesitzer entwickelt wie Glencore, der seine ganz eigene Art hatte, mit dem Zusammenprall hehrer Prinzipien mit dem Ziel »maximising financial returns« umzugehen. Ihre Kohlegewinnung habe das Unternehmen in eine eigens dafür gegründete Firma »Thungela Resources« ausgelagert, deren Wert sich binnen weniger Monate vervierfacht habe. Thungela engagiert sich unter anderem bei einer kolumbianischen Kohlemine, deren Output 2021 auf 122 Millionen Tonnen gesteigert wurde. Die Zeichen der Zeit habe auch – zum Wohlwollen der Aktionäre – die Adani Gruppe erkannt, die am 27. Dezember den Import von Kohle aus Australien nach Indien aufgenommen und so »eine Dekade der Opposition von Umweltschützern« überwunden habe. Auch der allgegenwärtige Investor BlackRock, der sich öffentlich grün gebärde, sei inzwischen bei Thungela eingestiegen. Kohle würde so gegenwärtig »Milliarden Dollar« in Glencors Taschen spülen – Kohle aus Kohle gewissermaßen.
Da fällt auch ein bisschen Budget ab für das professionelle Greenwashing der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit: Kohle sei »a vital transition fuel«, insbesondere für Asien, und würde so lange gefördert werden, wie es die Aktienkäufer wollten.