Erstes Wochenende, an dem die Restaurants geöffnet haben. Schnell im Brandenburgischen einen Tisch reserviert, wozu Aufforderung im Internet erging. Spargel auf der Terrasse mit Blick auf den Großen Seddinsee. Schon einige Zeit her, dass wir dort saßen, wo damals Manfred Krug einkehrte. Nicht seinetwegen, sondern wegen des Beelitzer Spargels waren wir gelegentlich in der »Reuse«. Und wegen des hübschen Findlingsgartens am Ortsrand, in welchem Klamotten aus der Umgebung mit zeitgenössischer Kunst zwischendrin besichtigt werden können.
Ohne Mundschutz ist das Durchqueren des Lokals nicht erlaubt. Draußen kann man die Maske – im Unterschied zum Personal – von sich werfen. Und noch vor der Bestellung auf einem Papier seine Heimatadresse und die Telefonnummer notieren. Muss eben sein. Wegen der Erreichbarkeit. Der Koch oder ein Gast kann ja Corona …
Der Himmel ist blau, weiße Wolken segeln dahin, in der Voliere kreischen die Papageien. Der Blick geht aufs Wasser. Und der erschreckt nun wirklich. Der Bootssteg endet in der Luft, die Boote, die daran einst festgemacht waren und auf den Wellen tanzten, liegen nun kieloben und auf dem Trockenen. Ein Tretboot rostet vor sich hin im Schlick.
Der Kellner hinter der Maske, ein ziemlich junger Bursche mit Haarknoten am Hinterkopf, sagt, als er hier angefangen habe, sei er noch vom Steg in den See gesprungen. Wo ist das Wasser hin? Hat’s etwa der Golfclub auf der gegenüberliegenden Seite auf seine Wiesen regnen lassen, damit sie schön grün bleiben? Ja und nein, sagt er, die pumpen nur an die hunderttausend Kubikmeter aus dem See, hat der Club per Expertise nachweisen lassen, das seien keine zehn Prozent von der Jahresmenge, die sonst entnommen werde. Macht gerade mal 3,7 Zentimeter beim Pegel aus. Den Rest holen sich die Dürre und die menschengemachten Klimaveränderungen. Seit 2018 zieht sich der See zurück, inzwischen an die dreißig Meter. Hitze, Verdunstung, kaum Regen …
Vor Jahren sah ich verstörende Bilder vom Aral-See. Früher so groß wie Bayern und der viertgrößte Binnensee der Welt, inzwischen bedeckte er nur noch die halbe Fläche. Der Pegel war um fast zwanzig Meter gesunken. Experten kommentierten, es handele sich um eine der größten menschengemachten ökologischen Katastrophen weltweit. Das war irgendwo in Mittelasien, also weit weg.
Nun nicht mehr.
Außer Corona gibt es noch andere Probleme. Weiterhin.