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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Kein Unterschied

Die Ver­hee­run­gen im Gaza­strei­fen geben gele­gent­lich Anlass zu Miss­trau­en: Ist Isra­els Vor­ge­hen dort nicht in Wahr­heit ein zumin­dest mit Ten­den­zen zum Geno­zid behaf­te­tes, das sich damit bemän­telt, ihm gehe es »ledig­lich« um Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung? Muss Isra­el denn so extrem, so exzes­siv han­deln? Da muss es doch ein­fach denk­bar Allerschlimm­stes vor­ha­ben. Oder?

Was, wenn nicht? Das israe­li­sche Mili­tär ver­weist sehr deut­lich dar­auf, dass der Erfolg sei­nes Auf­trags, Ter­ro­ris­mus zu ver­nich­ten, ohne das Trocken­le­gen des »Sump­fes« der Hamas, den die Bevöl­ke­rung dar­stellt, ein­fach nicht zu erzie­len sei. Die­ser Not­wen­dig­keit allein ent­sprin­ge sein Agie­ren, auch wenn es des Kriegs­hand­werks Unkun­di­gen als »über­zo­gen« vor­kom­men möge. Die Logik, auch schon von der Nato und Deutsch­land in Jugo­sla­wi­en ange­wandt, ist zwar scheuß­lich, aber der Sache und dem Wesen von Krieg gemäß; in wie­der ein­mal einem »war on ter­ror« mag sie sogar, so legen sei­ne Befür­wor­ter nah, noch ziem­lich »akzep­ta­bel« sein; wer wäre schließ­lich nicht gegen Terror?

Seit sei­ner Grün­dung setzt Isra­el sein Selbst­ver­ständ­nis um, als Nati­on sei es noch nicht kom­plett. Sei­nem Anspruch auf erwei­ter­ten »Lebens­raum« derer, die ihm als ech­te Juden exklu­siv sein Volk aus­ma­chen, kommt es seit­her mit infra­struk­tu­rel­ler und gewalt­sa­mer Unter­stüt­zung von auch für es selbst gele­gent­lich zu radi­kal agie­ren­den , ver­trei­ben­den und töd­li­chen Sied­ler­pio­nie­ren nach; für eine Land­nah­me, deren Berech­ti­gung es die­sen nicht grund­sätz­lich abspricht, gräbt es im Zuge der Aus­ge­stal­tung von Ein­fluss­ge­bie­ten den im Weg befind­li­chen Palä­sti­nen­sern wort­wört­lich das Was­ser ab, macht ihnen die Sub­si­stenz so schwer wie es geht.

Wegen der erwähn­ten Logik von Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung fällt das Expan­si­ons­mit­tel unab­läs­si­ger Drang­sa­lie­rung nun noch vehe­men­ter aus. Nun küm­mert sich Isra­el, ohne eine Absicht, das Nicht-Volk aus­zu­rot­ten, viel­mehr »human«, dar­um, wie Gaza­be­woh­ner aus der Schuss­li­nie geräumt wer­den könn­ten; mit­tels Über­nah­me­an­trä­gen an ande­re Staa­ten, die sich zur Erfül­lung nicht so recht ver­ste­hen möchten.

Der nun noch bru­ta­le­re Angriff auf Gaza­wis beglei­tet die für staat­li­che Selbst­be­haup­tung als unab­ding­bar defi­nier­te Hamas­ver­nich­tung. Sein Voll­zug ist ein Kol­la­te­ral­nut­zen, den das staat­li­che Arron­die­rungs­pro­gramm mit­nimmt. Die­se fei­ne Unter­schei­dung – Fazit: »wenig­stens« kein Geno­zid – ist jedoch eine aus Zuschau­er­lo­gen her­aus getrof­fe­ne. Wenn die Isra­el Defen­se Forces (IDF) so wei­ter­ma­chen, ist für die ihnen Aus­ge­set­zen gleich­gül­tig, wes­halb sie ster­ben müs­sen. Tot ist tot.