Man will es einfach nicht glauben, aber eigentlich hatte ich vor, eine Glosse über unser Bobbele und seinen Londoner Grusel-Knast zu schreiben; doch dann wollte ich nicht der Schadenfreude bezichtigt werden. Eigentlich hatte ich mich dann zu einer Glosse über Meister Petz entschlossen, der seit einigen Tagen in Bayern gesichtet wurde. Aber dann war ich mir nicht sicher, ob dieser neue Problembär wieder eine dieser Fake News ist.
Eigentlich, ja eigentlich … ist eines dieser verdammten unscheinbaren Füllwörter, von denen es in unserer Umgangssprache nur so wimmelt. Der Germanist spricht von Modalpartikeln, jene undeklinierbaren Wörtlein wie eben, auch, doch, halt, etwa, noch … Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch das Wörtchen »eigentlich« ist nicht nur einfach ein nutzloses Füllwort. Es ist das Lieblingswort der Unentschlossenen, denn es lässt ihnen immer ein Hintertürchen offen.
»Ich habe den Hochzeitstag vergessen« oder »Ich habe wieder mit dem Rauchen begonnen«. Das klingt doch brutal, unverzeihlich, charakterlos. Dagegen: »Eigentlich wollte ich den Hochzeitstag nicht vergessen« oder »Eigentlich wollte ich mir das Rauchen abgewöhnen«. Klingt das nicht schuldlos, nach gutem Willen und widrigen Umständen?
Auch die Medien, die Presse und sogar die Politiker haben dieses »eigentlich« bereits für sich vereinnahmt. »Eigentlich sehen wir keinen Grund, unseren politischen Kurs zu ändern.« Wenn wir das hören, wissen wir bereits, dass das genaue Gegenteil eintreten wird. »Eigentlich« in der Bedeutung von »grundsätzlich«. Aber was bedeuten schon Grundsätze, die Praxis und das Leben sehen doch anders aus. Vorhaben und Wirklichkeit sind eben doch zwei Paar Schuhe. Das Wörtchen »eigentlich« ist also ein prima Mittel, um unsere Prinzipien zu umgehen. Ja, was wollte ich eigentlich mit dieser Glosse sagen?