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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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IG Metall im MIK?

Es war der Schwur »Nie wie­der Krieg – nie wie­der Faschis­mus!«, der alle ver­nünf­ti­gen Men­schen in Deutsch­land im Jahr 1945 ein­te. Das kom­men­de Jahr hat vie­le 80. Jah­res­ta­ge, an denen dar­an erin­nert wird, vor allem der 8. Mai ist da zu nen­nen. Ein 80. Jah­res­tag blieb lei­der aus­ge­blen­det, der Tag, da die erste deut­sche Groß­stadt vom Faschis­mus befreit wur­de: Am 21. Okto­ber 1944 wur­de in Aachen die wei­ße Fah­ne gehisst, und die US-Army rück­te ein. Noch vor dem Befrei­ungs­tag, 8. Mai 1945, tag­te in Aachen ein erster frei­er Gewerk­schafts­kon­gress. Von ihm ging am 18. März 1945 der Ruf in die Welt: »Wir wol­len nicht, dass unse­re Nach­kom­men wie­der in ein Völ­ker­rin­gen gestürzt wer­den.« Daher sol­le im Sin­ne der Völ­ker­ver­stän­di­gung die Gewerk­schafts­be­we­gung der gan­zen Welt zusam­men­ar­bei­ten. In die­sem Sin­ne sei die Jugend in Wort und Schrift auf­zu­klä­ren. Und gefor­dert wur­de der »Kampf gegen preu­ßi­schen Mili­ta­ris­mus und Faschismus«.

Zwar begeht der DGB jedes Jahr den 1. Sep­tem­ber in Erin­ne­rung an den Über­fall auf Polen 1939 als Anti­kriegs­tag. Doch die Gewerk­schaf­ten sind sehr zurück­hal­tend, wenn es um kon­kre­te For­de­run­gen an die Regie­rung geht, sich gegen den Krieg und für Abrü­stung zu positionieren.

Doch nun war in der Zeit­schrift Metall knall­har­te Kri­tik an der Regie­rung zu lesen: »Die Zei­ten­wen­de ging für uns in Man­ching aller­dings erst­mal nach hin­ten los. Die Bun­des­re­gie­rung kauf­te in den USA 35 ame­ri­ka­ni­sche Kampf­jets unse­res Kon­kur­ren­ten ein und eben kei­ne Euro­figh­ter.« So sprach der Kol­le­ge Tho­mas Pretzl, Betriebs­rats­vor­sit­zen­der bei Air­bus Defence and Space, in einem Inter­view mit sei­ner Gewerk­schafts­zei­tung. Die Zei­tung kom­men­tier­te es nicht. Inzwi­schen habe Kanz­ler Scholz die Absicht geäu­ßert, 20 wei­te­re Euro­figh­ter zu beschaf­fen, mel­det Pretzl. Das sei das Ergeb­nis einer erfolg­rei­chen Akti­ons­wo­che der IG Metall gewe­sen. Es gehe doch um den Schutz der Arbeitsplätze.

Es gab eine Zeit, da bestan­den in den Metall­be­trie­ben Frie­dens­in­itia­ti­ven der Gewerk­schaf­ten, und die­se mach­ten sich durch­aus Gedan­ken über die Siche­rung von Arbeits­plät­zen, und zwar durch Kon­ver­si­on von Rüstungs­pro­duk­ti­on hin zu Frie­dens­pro­duk­ti­on, so im Umwelt­schutz und Dienst­lei­stun­gen. Lang ist es her.

Reiht sich die IG Metall nun in den MIK ein? Die­ser Mili­tär­in­du­strie­el­le Kom­plex bil­det sich der­zeit in Rein­kul­tur her­aus, wor­über Dr. Fred Schmid in einer Unter­su­chung des Insti­tuts für sozi­al-öko­lo­gi­sche Wirt­schafts­for­schung e. V. (isw) aus Mün­chen berich­tet. Dar­in heißt es: »Mit der Nato-2%-Marke, dem Ukrai­ne­krieg und der damit postu­lier­ten ›Zei­ten­wen­de‹ gewinnt der Mili­tär-Indu­strie-Kom­plex zuneh­mend auch in gro­ßen euro­päi­schen Nato-Län­dern an Ein­fluss.« In Deutsch­land ver­ei­ni­gen sich die Säu­len Waf­fen­in­du­strie, Mili­tär und poli­ti­sche und per­so­nel­le Lob­by zum MIK. Lob­by nun auch sei­tens der Gewerk­schaf­ten. Dies in einer Zeit, da welt­weit alle drei­zehn Sekun­den ein Kind an den Fol­gen von Hun­ger stirbt, stell­te die Welt­hun­ger­hil­fe fest. »Nein, es stirbt nicht, es wird ermor­det«, zitiert Fred Schmid den lang­jäh­ri­gen UNO-Son­der­be­richt­erstat­ter für das Recht auf Nah­rung, Jean Zieg­ler. Wenn es nicht Rüstung und Krie­ge gäbe, könn­ten heu­te zwölf Mil­li­ar­den Men­schen aus­rei­chend ernährt wer­den. »Rüstung tötet«, sag­te Doro­thee Söl­le einst, und zwar durch Krieg, aber auch ohne Krieg. Haupt­trei­ber ist der MIK. Es gilt, sich ihm ent­ge­gen­zu­stel­len. Das Jahr 2025 stellt uns vie­le Aufgaben.

Die VVN-BdA Kreis­or­ga­ni­sa­ti­on Aachen hat zum Jah­res­tag der Befrei­ung die Bro­schü­re »Der deut­sche Mili­ta­ris­mus war nie tot – Wie konn­te rech­tes Gedan­ken­gut so erstar­ken?« her­aus­ge­ge­ben (63 Sei­ten, 5 €, zu bezie­hen bei info-ac@vvn-bda.de). Die Stu­die »Die ›Zei­ten­wen­de‹ und der Mili­tär-Indu­stri­el­le-Kom­plex« ist zu bezie­hen bei www.isw-muenchen.de/broschueren