Am 2. Mai 2024 wurden in Potsdam die Preise der diesjährigen Öko-Filmtour verliehen, also die Umwelt-Oscars für die weltweit besten und bewegendsten Filme über Natur und Umwelt. 66 Beiträge waren ausgewählt, die von Januar bis April an 70 Orten in Brandenburg gezeigt wurden, jeder davon sehenswert, engagiert für die Welt, in der wir leben, fasziniert von der Schönheit der Natur, geprägt von der Zuversicht, dass viele da sind, die diese Welt bewahren wollen, und von dem Bewusstsein, dass die Menschheit nicht zu retten ist, wenn wir nicht gründlich etwas ändern, und zwar sofort und radikal (von der Wurzel her), nicht nur überall auf der Welt, sondern auch hier und jetzt.
»Holy shit« des puerto-ricanischen Regisseurs Rubén Abruña zeigt so eine grundsätzliche Änderung, die es ermöglichen wird, dass wir als Menschen zurückkehren in den natürlichen Kreislauf der Natur. Was im 20. Jahrhundert eine Hygiene-Revolution bedeutete, die Ausstattung sämtlicher Haushalte mit einer Entsorgung der Abwasser und Exkremente, ist unter den Bedingungen des Klimawandels neu zu denken. Der Weg führt zurück zur Natur, weg von der Kanalisation, weg vom Wasser- und Chemieklosett zum Trockenklo, zur Kompostierung, zur Bio-Düngung. Abruñas Film, der auf vier Kontinenten gedreht wurde, und humorvoll Denkanstöße und Alternativkonzepte vermittelt, erhielt die vielleicht wichtigste Auszeichnung des Festivals, den von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde vergebenen Zukunftsfilmpreis.
»Wenn du die Möglichkeit hast, was zu tun und was zu verändern, und du machst es nicht …« Und: »Wenn nicht wir, wer dann?« Das sind auch die Fragen, die Simon Scholl und Daniel Überall zu ihrem Transformationsversuch in der Landwirtschaft motivierten. Die Langzeitdokumentation von Moritz Springer über das Kartoffelkombinat, ein erstaunlicher Kinofilm, wurde mit dem Klimaschutzpreis der Landeshauptstadt Potsdam prämiiert.
Den Preis für den besten Kinder- und Jugendfilm erhielt der »Aufstand der Klimaschützer« von Jutta Pinzler und Sylvia Freudenberger, der sich den Aktivist:Innen widmet, die überall auf der Welt mit spektakulären Aktionen auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen und dafür verfolgt und diskriminiert werden. Die Jury bestand aus Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren.
Mit dem Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung wurde »Plastic Fantastic« von Isa Willinger ausgezeichnet. Gegenstand des Films ist das erschreckende Ausmaß der Umweltverschmutzung durch Plastikmüll. Es ist nicht zu verstehen, dass dieses Umweltgift nicht längst verboten ist, das eine tödliche Spur zieht von der Produktion bis zu den Endlagerstätten. Der Preis wird von der Deutschen Umwelthilfe und dem Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz FÖN e. V. vergeben.
Den Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm, den die Stiftung NaturSchutzFonds vergibt, erhielt der Film »Hirten – Hüter der Erde« von Mark Michel Buch über das Leben von fünf Familien mit ihren Tierherden in Peru, Kirgisistan, Deutschland, Uganda und Indien.
Weitere Preise gingen an »Kaktus-Hotel« von Yann Sochaczewski und »Die Eiche – mein Zuhause« von Laurent Charbonnier und Michel Seydoux, Filme mit beeindruckenden Bildern über Biotope. Der Landesverband der Brandenburger Imker prämiierte »Unruhe am Ostsee« von Maren Schibilsky und Wolfgang Albus und »Milan rettet Rehkitze« von Matthias Eder. Milan selbst war auf der Veranstaltung zu Gast. Sein Projekt, das der Film vorstellte, zeigt den 11Jährigen als engagierten Anpacker. Und so präsentierte er sich auch an diesem Abend. Große Worte sind nicht sein Ding.
Auf dieser Veranstaltung stimmte alles, die Grußworte des Ministers Axel Vogel, die Moderation von Helena Sattler, die Jury-Begründungen, die von Gerhard Rommel gestaltete Preis-Medaille mit den tanzenden Kranichen. Die Lied-Gemeinschaft Brandenburg begleitete die Preisverleihung gemeinsam mit dem Chor der Inselschule Töplitz mit einem engagiert vorgetragenen Programm. Sie sangen u. a. Gerhard Schönes »Wohin soll die Nachtigall«, das mit der Feststellung endet: »Ich bin unterwegs, das ist es noch nicht, das Ziel«.