Das Transparent der Abtreibungsgegner:innen zum »Babycaust« wurde wegen Leugnung bzw. Relativierung des Holocaust kürzlich von der Dortmunder Polizei eingezogen. Was wird nun mit »Holodomor«? Eine Relativierung des Holocaust, am 30.11.22 vom Bundestag in einer geschichtsrevisionistischen Abstimmung als verbindlich erklärt! Moskau soll Anfang der dreißiger Jahre in der Ukraine eine Hungersnot größten Ausmaßes gezielt ausgelöst haben. Diese Hungersnot gab es aber im ganzen Land, mit furchtbaren Folgen in vielen Unionsrepubliken. Es gab natürliche Gründe und politische Fehler, aber keinen Holocaust/Holodomor/Genozid in der Ukraine (siehe Wikipedia, wo drei bis sieben Millionen Opfer der Hungersnot in der UdSSR von 1932/33 genannt werden).
Bei der russischen Hungersnot von 1921 organisierte Albert Einstein ein »Komitee für die Hungernden in Russland«, dies war 1933 nicht mehr möglich; allerdings gab es Versuche bürgerlicher Kräfte, der UdSSR zu helfen. Der rechte »Dachverband ukrainischer Organisationen in Deutschland e. V.« versucht seit Jahren, den »Holodomor« durch den Bundestag als Völkermord verurteilen zu lassen – nun war er erfolgreich. Vor wenigen Jahren wurde ihm noch widersprochen.
Womöglich weitreichende Fragen wirft die Bundestagsresolution (zur Geschichtsrevision in Sachen Russland/UdSSR) schließlich in Verbindung mit der im Oktober erfolgten Verschärfung von §130 StGB auf, wonach jetzt »das öffentliche Billigen, Leugnen oder gröbliche Verharmlosen von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen unter Strafe« stehen. Die Verschärfung ist als Angriff auf die Freiheit der Meinungsäußerung scharf kritisiert worden. In Zukunft könnte sie, gestützt auf die jetzt angenommene Bundestagsresolution, auch auf Äußerungen über die Hungersnot der Jahre 1932/33 in der UdSSR angewandt werden. Das träfe die Mehrheit der Geschichtswissenschaft außerhalb der Ukraine, die die Hungersnot für eine furchtbare Katastrophe hält – mit durchaus divergierender Einschätzung der Verantwortung Moskaus –, aber eben nicht für einen Genozid.