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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Holocaustrelativierung

Das Trans­pa­rent der Abtreibungsgegner:innen zum »Baby­caust« wur­de wegen Leug­nung bzw. Rela­ti­vie­rung des Holo­caust kürz­lich von der Dort­mun­der Poli­zei ein­ge­zo­gen. Was wird nun mit »Holo­do­mor«? Eine Rela­ti­vie­rung des Holo­caust, am 30.11.22 vom Bun­des­tag in einer geschichts­re­vi­sio­ni­sti­schen Abstim­mung als ver­bind­lich erklärt! Mos­kau soll Anfang der drei­ßi­ger Jah­re in der Ukrai­ne eine Hun­gers­not größ­ten Aus­ma­ßes gezielt aus­ge­löst haben. Die­se Hun­gers­not gab es aber im gan­zen Land, mit furcht­ba­ren Fol­gen in vie­len Uni­ons­re­pu­bli­ken. Es gab natür­li­che Grün­de und poli­ti­sche Feh­ler, aber kei­nen Holocaust/​Holodomor/​Genozid in der Ukrai­ne (sie­he Wiki­pe­dia, wo drei bis sie­ben Mil­lio­nen Opfer der Hun­gers­not in der UdSSR von 1932/​33 genannt werden).

Bei der rus­si­schen Hun­gers­not von 1921 orga­ni­sier­te Albert Ein­stein ein »Komi­tee für die Hun­gern­den in Russ­land«, dies war 1933 nicht mehr mög­lich; aller­dings gab es Ver­su­che bür­ger­li­cher Kräf­te, der UdSSR zu hel­fen. Der rech­te »Dach­ver­band ukrai­ni­scher Orga­ni­sa­tio­nen in Deutsch­land e. V.« ver­sucht seit Jah­ren, den »Holo­do­mor« durch den Bun­des­tag als Völ­ker­mord ver­ur­tei­len zu las­sen – nun war er erfolg­reich. Vor weni­gen Jah­ren wur­de ihm noch widersprochen.

Womög­lich weit­rei­chen­de Fra­gen wirft die Bun­des­tags­re­so­lu­ti­on (zur Geschichts­re­vi­si­on in Sachen Russland/​UdSSR) schließ­lich in Ver­bin­dung mit der im Okto­ber erfolg­ten Ver­schär­fung von §130 StGB auf, wonach jetzt »das öffent­li­che Bil­li­gen, Leug­nen oder gröb­li­che Ver­harm­lo­sen von Völ­ker­mord, Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit und Kriegs­ver­bre­chen unter Stra­fe« ste­hen. Die Ver­schär­fung ist als Angriff auf die Frei­heit der Mei­nungs­äu­ße­rung scharf kri­ti­siert wor­den. In Zukunft könn­te sie, gestützt auf die jetzt ange­nom­me­ne Bun­des­tags­re­so­lu­ti­on, auch auf Äuße­run­gen über die Hun­gers­not der Jah­re 1932/​33 in der UdSSR ange­wandt wer­den. Das trä­fe die Mehr­heit der Geschichts­wis­sen­schaft außer­halb der Ukrai­ne, die die Hun­gers­not für eine furcht­ba­re Kata­stro­phe hält – mit durch­aus diver­gie­ren­der Ein­schät­zung der Ver­ant­wor­tung Mos­kaus –, aber eben nicht für einen Genozid.