Das Treffen des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez mit Kataloniens Regionalpräsidenten Quim Torra am 6. Februar in Barcelona brachte Bewegung in die seit Jahren stockende Katalonien-Frage. Einen neuen Volksentscheid zur Unabhängigkeit lehnt aber auch Sánchez ab. Für Katalonien hat sein Besuch vor allem Symbolwert. Torra hatte für das Treffen 44 Vorschläge vorgelegt. Die punktuellen Verbesserungen, dazu zählen auch die angekündigten regelmäßigen Gespräche, lösen jedoch den grundlegenden Konflikt nicht. Bei der Begegnung beharrte Torra auf seiner Forderung nach einer Amnestie für die wegen der Teilnahme am Unabhängigkeitsreferendum im Oktober 2017 zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Politiker und Bürgerrechtler. Für den Ministerpräsidenten ein heikles Thema, auch wenn er Möglichkeiten hätte, die Haftstrafen unter Auflagen zu verkürzen. Bereits im Vorfeld des Treffens wurde Pedro Sánchez von der Opposition, vor allem von der rechten VOX-Partei, dafür kritisiert, dass er überhaupt zu einem Treffen mit Quim Torra, der eigentlich kein Wahlamt mehr besitzt, bereit war (siehe Ossietzky 3/2020).
Sánchez‘ Entscheidung, kurz nach seiner Wahl nach Barcelona zu fahren, hat aber auch aus einem weiteren Grund großen Symbolwert: Bisher war es üblich, dass nach der Wahl des Ministerpräsidenten die Regionalpräsidenten nach Madrid reisen mussten, um dem neuen Regierungschef ihre Aufwartung zu machen. Das hat sich endlich geändert.