Interessanterweise hatte das ND (online) schon einiges Interessante über die Aufführung verraten, was vielleicht unüblich ist, aber unserem Interesse keinen Abbruch getan hat – auch wenn mir die Besetzungsquerelen etwas suspekt sind und etwas quer zum Talent einiger Schauspielerinnen liegen. Aber das ist »Politik«.
Sagen bzw. schreiben wir es gleich rundheraus: Durchaus und nicht nur wg. Brecht sehr empfehlenswert!
Man ist von Stuttgart und anderen Orten die etwas despektierliche Behandlung von Brechts Opern und Theaterstücken »gewöhnt«, v.a. in Stuttgart ist es vor jeder Premiere ein Zittern und Bangen, dann leider auch auf der Bühne.
Hier ist der Klamauk- und Grotesk-Faktor deutlich zurückgefahren, wenn auch noch nicht weit genug. Aber das macht die Qualität dieser Aufführung aus, sie gibt Hoffnung, dass Brecht nicht nur nicht tot ist, sondern uns auch im Theater noch was zum Sagen und für den Nachhauseweg und vielleicht noch ein bisschen mehr, etwas zum Nachdenken mitgibt: »Keine Stimme ertönt, außer der Stimme der Herrschenden«.
Schauspielerisch partiell v. a. Sascha Nathan sehr beeindruckend, voller Körpereinsatz, auch Pauline Knof ist hervorzuheben.
Unsere Hoffnung: »So, wie es ist, bleibt es nicht.«
Es gibt bei Brecht manchmal nicht ein Ende des Stückes, sondern zwei. Welches mag den ZuschauerInnen besser gefallen: Das in der Tradition* der französischen und russischen Revolution oder das in der Tradition der Hegelschen Herr-Knecht-Dialektik? Was machen die Herren ohne ihre Knechte?!
Ganz großartig, was in dem Stück über die Naturbeziehung der Menschen (Klassen) und zum Vaterland gesagt wurde – was die wenigen Buhs provoziert haben mag?
Wie gesagt: ein gutes Stück, und man sollte es sehen, auch um diese Art des Theaters zu unterstützen mit der Hoffnung, es geht noch besser.
Wenn das BE nun in Staats- bzw. Landeshand überführt wird, ist das zwar gut für seinen Bestand, aber von der schwarzrotgrünen Kulturpolitik ist außer querquotierter Langeweile wenig zu erwarten, aber: »Das Sichere ist nicht sicher. (…) Wer wagt zu sagen: Niemals?«
* Hier stand zuerst »guten« Tradition. Wir haben es auf Rücksicht auf die Gefühle meiner Leserinnen gestrichen.