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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Heran an das Leben!

»Her­an an das Leben! Dich­ter! Dich­ter!« Die­sen Apell hat der Autor Alfred Döb­lin im letz­ten Jahr­hun­dert for­mu­liert. Der Autor Oskar Ansull (Jahr­gang 1950) hat ihn ange­nom­men und beherzt, wie es sein neu­es Buch »Denk­zet­tel auf dei­ner Herz­wand. Gedich­te & Kind­heit« belegt. Es ist als Fest(!)ein(!)band (Hard­co­ver) zum Ende sei­ner »Werk­rei­he« mit »Streif­zü­gen« und »Papier­strei­fen« erschie­nen – wie immer: auch buch­ge­stal­te­risch sehr gelun­gen. UND: Eigent­lich kom­men hier zwei Bücher in einem Buch zur Leser­schaft: Zuerst »DIE GEDICHTE« (S. 9-142) als »Ein Echo­lot in eige­ne und ande­re Kind­heit. Erzäh­len vom Gesag­ten und Unsäg­li­chen, vom Spie­len und poe­tisch Zau­be­ri­schen …« Dann: »IM NACHGANG« (S. 141-151): Die­sen Gang beginnt Ansull mit einem Zitat der UNICEF: »Jedes Kind hat das Recht, frei von Gewalt auf­zu­wach­sen«, und er been­det ihn so mit s/​einem Gedan­ken vom »Febru­ar 2024« zu »Kind­heit – als Schon­frist«: »›Scho­nung‹, wie sie mehr­heit­lich Kin­der heu­te etwa in wei­ten Tei­len Euro­pas erle­ben, ist für Mil­lio­nen von Kin­dern in der Welt ein Fremd­wort. Es ist daher noch immer und immer wie­der von ›Scho­nung‹ nicht nur zu spre­chen, nicht nur um sie zu bit­ten, son­dern auch dafür tag­täg­lich etwas bei­zu­tra­gen.« Poe­ten kön­nen, so der Autor, auch ihrer­seits dazu ihre Stär­ke bereit­stel­len: »ein Poet, der sich an sich als her­an­wach­sen­des Kind erin­nert, der mischt Dich­tung und Wahr­heit, die sich über die Gemein­de­gren­zen hin­weg erhe­ben – in die Welt hin­aus­wei­sen« – sie­he die Samm­lung sei­ner Gedich­te im »ersten Buch« die­ses Wer­kes von Ansull, die um die Begrif­fe »Denk­zet­tel«, »Unaus­ge­spro­chen«, »Schlag­ar­tig«, »Spiel­plät­ze« grup­piert sind. Der Autor blickt zurück in – nicht nur sei­ne – eine Ich-Kind­heit, blickt hin­ein in sei­ne frü­he­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen (mit deren Cover-Abbil­dun­gen) – schafft so ein Pris­ma, auch indem er ande­ren Autoren skiz­zie­rend, kom­men­tie­rend das Wort gibt (eine Metho­de Ansulls, die schon die frü­he­ren »Streif­zü­ge«, »Papier­strei­fen« aus­zeich­ne­ten). Es gelingt Oskar Ansull, mit Alfred Döb­lin gespro­chen, ein dich­tes »Her­an an das Leben« – auch zwie­fach zu Papier gebracht: von einem Ich und einem Er – also von einem »Dichter«. Her­an an die Lektüre!

Oskar Ansull, Denk­zet­tel auf dei­ner Herz­wand. Gedich­te & Kind­heit, Wehr­hahn Ver­lag 2024, 167 S. (Hard­co­ver), 20 €.