Grundsicherung beschlossen
Am 28. Mai beschloss das spanische Parlament eine Grundsicherung. Vor allem Pablo Iglesias, Vorsitzender der Partei Unidos Podemos (UP) und Vizeministerpräsident im Kabinett, hat sich für die Grundsicherung eingesetzt. Damit will die Linksregierung gegen die Armut im Lande vorgehen, die durch die Corona-Pandemie stark angestiegen ist.
Die Grundsicherung ist für alle Bürger vorgesehen, deren Bruttoeinkommen unter 1000 Euro monatlich liegt und die zwischen 23 und 65 Jahren alt sind. Der Betrag beginnt bei 462 Euro pro Monat und steigt bei einer mehrköpfigen Familie bis auf 1015 Euro an. Die neue Leistung entspricht etwa der Sozialhilfe hierzulande. Vorgesehen ist auch, dass Werktätige mit geringen Gehältern diese mit Hilfe der Grundsicherung aufstocken können. Die staatliche Unterstützung ist für etwa 2,3 Millionen Menschen vorgesehen. »Die Grundsicherung ist gekommen, um zu bleiben«, sagte der Minister für Inklusion, soziale Sicherheit und Migration, José Luis Escrivá, nach der parlamentarischen Zustimmung gegenüber der Presse. Sie werde nicht nur in den Corona-Krisenmonaten gezahlt, führte er weiter aus.
Von den 47 Millionen Einwohnern Spaniens gilt ein Fünftel, 8,8 Millionen, als arm – mehr als im EU-Durchschnitt. Auf dem Arbeitsmarkt des Landes macht sich auch die Pandemie bemerkbar. Seit März stieg die Zahl der Arbeitslosen auf fast vier Millionen an. Auch die Kleinstunternehmer und Selbstständigen müssen den Staat inzwischen um Hilfe bitten, da ihnen die Einnahmen weggebrochen sind.
Spanien will die Grundsicherung noch im Juni an die ersten 100.000 Haushalte auszahlen. Nach vorsichtigen Schätzungen können bis zu 850.000 Familien von der neuen Leistung profitieren. Die Zahlung erfolgt nicht ohne Bedingungen: Die Einkommen und Vermögensverhältnisse hat der Antragsteller offenzulegen. Die Kosten für die Grundsicherung werden auf circa drei Milliarden Euro jährlich geschätzt. Für die rechte Opposition im Parlament von Partido Popular und VOX ist das zu viel an sozialer Hilfe.
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An dem Tag, an dem das Parlament die Grundsicherung beschloss, verkündete der japanische Autobauer Nissan, dass er in Barcelona die PKW-Produktion einstellen werde. Das dortige Werk ist die zweitgrößte Automobilproduktionsstätte in Katalonien mit 3000 direkten und bis zu 20.000 indirekten Arbeitsplätzen. Die Zentrale in Yokohama/Japan will die internationale Produktion neu organisieren. Die katalanische Regionalregierung, die Stadtregierung von Barcelona und die größte spanische Gewerkschaft Confederación Sindical de Comisiones Obreras (CCOO) fordern, den Beschluss der Schließung des Werkes aufzuheben. Spanien und Katalonien haben das Werk subventioniert, während Nissan seit einem Jahrzehnt keine Investitionen mehr getätigt hat.
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Ein sechstes und letztes Mal verlängerte die spanische Linksregierung den Corona-Notstand, nun bis zum 20. Juni.