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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Grübeleien

Im ver­gan­ge­nen Jahr, als Fran­zis­ka Gif­fey, die Bun­des­mi­ni­ste­rin für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend, im Faden­kreuz des mora­li­schen Rigo­ris­mus stand, atte­stier­te eine Jour­na­li­stin oder ein Jour­na­list – ich weiß nicht mehr, wer, wann, wo – ihr wohl­wol­lend, sie habe »urso­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Poli­tik umge­setzt«: mehr Geld für Ver­bes­se­run­gen in Kin­der­ta­ges­stät­ten, mehr Geld für Fami­li­en, vor allem ärmere.

Sie ori­en­tie­re sich nicht an gut­ver­die­nen­den Groß­stadt­in­tel­lek­tu­el­len, son­dern an Men­schen mit mitt­le­ren und klei­ne­ren Ein­kom­men. Wie schon zu ihrer Zeit als Bezirks­stadt­rä­tin für Bil­dung, Schu­le, Kul­tur und Sport und dann von 2015 bis 2018 als Bezirks­bür­ger­mei­ste­rin von Berlin-Neukölln.

Mit­te Janu­ar habe ich Fran­zis­ka Gif­fey erlebt, wie sie als Gast­red­ne­rin auf dem Neu­jahrs­emp­fang der SPD-Bür­ger­schafts­frak­ti­on im Fest­saal des Ham­bur­ger Rat­hau­ses die rund 1100 Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer begei­ster­te, mit allen Cha­rak­te­ri­sti­ka, die ihr in dem erwähn­ten Kom­men­tar zuge­schrie­ben wor­den waren.

Sie rede­te so, dass man sie ver­stand, prag­ma­tisch, ver­nünf­tig, lösungs­ori­en­tiert, strahl­te Rea­li­täts­sinn und Opti­mis­mus aus, zeig­te sich freund­lich, den Men­schen zuge­wandt. Für ihre »Charme-Offen­si­ve« erhielt sie »tosen­den Applaus« (Ham­bur­ger Abend­blatt).

Auf dem Heim­weg grü­bel­te ich, wel­ches der vor­ge­nann­ten Attri­bu­te ich der neu­en Dop­pel­spit­ze der SPD zuschrei­ben wür­de. Ich grü­be­le noch immer.