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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Geopolitische Zwickmühle

Die Stra­te­gen der USA sind nicht auf den Kopf gefal­len, das muss man neid­los zuge­ste­hen. Mit der Absicht, Russ­land nach Mög­lich­keit den Zugang zu den Welt­mee­ren, jeden­falls zu den eis­frei­en Häfen, zu blockie­ren, sind sie ein Rie­sen­stück vor­an­ge­kom­men. Hin­ter dem Vor­hang der Debat­te um die Nato-Erwei­te­rung in Nord­eu­ro­pa haben sie mit Finn­land zusätz­lich ein wei­te­res Abkom­men abge­schlos­sen, wel­ches ihnen dort 15 Mili­tär­stütz­punk­te sichert mit eige­nem Per­so­nal und aller­lei Kriegs­ma­te­ri­al. (FAZ vom 15.12.23) Die Lage­rung von Atom­waf­fen wird in dem Abkom­men nicht untersagt.

Mit ver­mut­lich sehr grenz­na­hen Stütz­punk­ten wer­den die USA in die Lage ver­setzt, bis auf 100 km an Lenin­grad her­an­zu­rücken, also eine Schuss­wei­te für ein gutes Artil­le­rie­sy­stem. Von den beglei­ten­den Horch­po­sten ein­mal abge­se­hen. Wer­den die 15 Mili­tär­stütz­punk­te syste­ma­tisch an der Gren­ze ver­teilt, ist für Russ­land auch die Ver­bin­dung zum Nord­meer­ha­fen Mur­mansk hoch­gra­dig gefährdet.

Eine Sper­rung des Ost­see­zu­gangs gerät dabei jeder­zeit zu einer rea­len Mög­lich­keit. Es reich­te den USA offen­bar nicht die Fähig­keit Däne­marks, die Durch­fahrt im Gro­ßen Belt blockie­ren zu kön­nen, wie es schon kürz­lich in der Pres­se ange­deu­tet wur­de, näm­lich dort Tan­ker ggf. auf­zu­brin­gen und, sofern »nicht ver­si­chert«, nicht pas­sie­ren zu las­sen. Nun könn­ten Ent­satz­schif­fe im Fall des Fal­les vor Hel­sin­ki beim Aus­lau­fen aus Lenin­grad gestoppt wer­den. Wie gut, dass dann in Litau­en auch eine deut­sche Bri­ga­de sta­tio­niert ist, die Kali­nin­grad ein­kes­seln könn­te, so dass auch Kali­nin­grad blockiert würde.

Eine Zwick­müh­le ist es des­halb, weil Russ­land zur­zeit mit der Ukrai­ne beschäf­tigt ist und die Stütz­punk­te auf der Krim kaum gefahr­los genutzt wer­den kön­nen, wes­we­gen die Schwarz­meer­flot­te nur noch eine begrenz­te Wirk­sam­keit und Beweg­lich­keit auf­weist. Die Tür­kei ist für die USA nicht ver­läss­lich, was die Schlie­ßung der Dar­da­nel­len angeht. Aber dafür exi­stiert in Nord­grie­chen­land bereits ein Mili­tär­stütz­punkt, der an die­ser Stel­le Abhil­fe lei­sten könn­te. Wenn es die Ukrai­ne nicht mit der Rück­erobe­rung der Krim schafft, haben die USA den Nor­den Russ­lands im Visier und kön­nen dort rus­si­sche Kräf­te bin­den. Zumin­dest hat man das Aus­lau­fen von Atom-U-Boo­ten in Mur­mansk in Rich­tung Atlan­tik unter Kontrolle

Die alten Absich­ten der See­mäch­te, eine Land­macht wie Russ­land vom Meer­zu­gang abzu­schnei­den und damit den wirt­schaft­li­chen Ver­kehr von dort zu dros­seln, sind die USA sehr nahe­ge­kom­men. Wir erin­nern uns: Groß­bri­tan­ni­en hat­te wäh­rend des Krim­krie­ges um Sewas­to­pol gleich­zei­tig auch St. Peters­burg von der Ost­see unter Feu­er genom­men. Geschich­te wie­der­holt sich nicht? Geo­po­li­tik aber offen­bar doch.

Die Lun­te brennt nun an einem zwei­ten Ende. Ja, bevor wir es mit der »Kli­ma­höl­le« zu tun bekom­men, wer­den wir erst noch einen Welt­krieg über­ste­hen müs­sen, der sich gewa­schen hat. Noch einen Insol­venz­ver­wal­ter wie Gor­bat­schow wer­den sich die Rus­sen nicht lei­sten. Wer erwürgt wer­den soll, wird sich mit aller Kraft wehren.