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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Gaza

Ort der Zuflucht nach der Vertreibung
Schma­ler Strei­fen am Meer,
Unweit der Ber­ge, der nie erblickten.
 
Gefähr­li­cher Ort, wo allein schon Dasein
Wider­stand ist und umstritten.
Wo der Rasen nie grün ist und trotz­dem gemäht wird.
Wo die Vögel »F16« hei­ßen und »Heron«,
Wo die Wol­ken aus Rauch sind, der Regen
Aus Phos­phor gegos­se­nes Blei.
 
Bela­ger­ter Ort, wo durch Adern im Boden
Das Nötig­ste dringt, unerschwinglich,
Wo Han­del ver­bo­ten ist mit den Völkern
Und der Hüter des Zauns nichts hineinlässt,
Nicht Sei­fe, nicht Mehl, kei­nen Fun­ken Hoffnung,
Auch Was­ser und Strom begrenzt der Diätplan.
 
Ort der Ver­wü­stung, Ster­ben in Trümmern.
Unsäg­li­ches Unrecht, von dem zu reden
Straf­los nicht bleibt in den Län­dern des Nordens,
In denen schnee­wei­ße Westen tragen,
Deren Empö­rung nur gilt den Empörten.
 
Und wenn ich schriee, wer hör­te mich denn
Aus der Ord­nung der wei­ßen Engel? Wer
Lie­ße sich rüh­ren vom Leid und nähme
Ein Tuch, schwarz­weiß, zu ver­hül­len das Haupt,
Und käme, mit mir zu weinen
Um Gaza?
 
Die­ser Text steht unter der Crea­ti­ve-Com­mons-Lizenz CC BY 4.0.