Der Protest begann Mitte Mai in dem feinsten und reichsten Viertel von Madrid, in Salamanca, benannt nach José de Salamanca y Mayol. Der Marquis, er lebte von 1811 bis 1883, war Finanzminister von Spanien und später Bürgermeister von Madrid. Der Protest beginnt allabendlich mit Topfschlagen und Rufen wie »Freiheit!« und »Sánchez, tritt zurück!« Für die Policía Nacional besteht kein Grund einzugreifen. Die katholisch-konservative Tageszeitung ABC bezeichnet die Protestierenden als »Rebellen von Salamanca«, die sich gegen die restriktiven Anordnungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie der Linkskoalition von Ministerpräsident Pedro Sánchez wehren. Im Salamanca-Viertel ertönt vielstimmig »Wir wollen keine Diktatur!« und »Viva España!«, das TVE1 überträgt in seiner Nachrichtensendung täglich live nach 21 Uhr.
Die profaschistische VOX-Partei ist vom »Salamanca-Protest« begeistert und schreibt in den sozialen Medien: »Die Spanier erheben sich gegen die Big-Brother-Regierung der Arbeitslosigkeit und des Elends.« Nur so weit ist es nicht, auch wenn der Protest nun auch in Barcelona angekommen ist. Trotz der Proteste verlängert das Parlament am 20. Mai zum fünften Mal den Ausnahmezustand – jetzt bis zum 7. Juni. Für eine Verlängerung bis zum 24. Juni fand Ministerpräsident Sánchez keine Mehrheit. Noch am Morgen des 20. Mai war es unklar, ob es überhaupt eine Verlängerung geben würde. Es stand fest, dass Partido Popular und VOX mit Nein stimmen würden. Sichern konnte sich Sánchez schließlich eine Mehrheit von 176 Ja-Stimmen: von PSOE, Unidas Podemos, Ciudadanos und Partido Nacionalista Vasco (PNV). Elf Abgeordnete enthielten sich der Stimme, 162 lehnten eine Verlängerung ab. Parteipolitisch spielen aber verschiedene Dinge eine Rolle, so auch Fragen im Zusammenhang mit Katalonien.
Das Vertrauen der Bevölkerung zur Koalition von Pedro Sánchez sinkt derweil allerdings. Laut einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts CIS stehen nur noch 46 Prozent der Spanier hinter der Koalition. Für eine Fortsetzung der Corona-Einschränkungen sind jedoch immerhin 60 Prozent der Befragten.
Seit dem 21. Mai ist es in Spanien Pflicht, dass alle über sechs Jahre alten Bürger außerhalb der eigenen vier Wände eine Maske tragen.