Verdächtig viele Frauen fordern eine militärische »Mobilmachung«. Sie folgen der von SPD-Verteidigungsminister Pistorius geforderten deutschen »Wehrtüchtigkeit«. Bezogen auf Menschen bedeutet das, sie in einem körperlichen Zustand zu bringen, um für eine Kampftruppe verwendbar zu sein.
Da kommen die Schulen in den Blick. Hier sind die zukünftigen Soldaten zu werben und zu finden. Hier muss geistig angelegt werden, dass Rüstung – eine riesige Fehlleitung von Ressourcen und Geld – sinnvoll sei. So fordert die FDP-Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger von den Schulen ein »unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr« und die Abhaltung von Zivilschutzübungen an Schulen. SPD-Frau Eva Högl, Wehrbeauftragte der Bundeswehr, fordert eine »Wehrpflicht« in neuem Gewand: Es soll für alle jungen Leute verpflichtend ein Dienstjahr kommen. Zu Frau Baerbock (Grüne) und ihrer »feministischen« Außenpolitik ist schon alles gesagt. FDP-Frau Dr. Strack-Zimmermann wirbt jetzt als »Oma Courage« (sie ist Jahrgang 1958) als Rüstungslobbyistin im TAURUS-T-Shirt für Rheinmetall. Sie ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik und im Förderkreis Deutsches Heer, dem auch Rheinmetall samt Tochtergesellschaften angehören. Der Grüne Habeck, der Grüne A. Hofreiter und SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil sind ebenfalls auf Kriegsvorbereitung und Hochrüstung ausgerichtet und »kriegsgeil« wie die oben vorgestellten Frauen.
Ein von Lorenz Knorr verfasstes 5-seitiges Manuskript mit der Überschrift »Anti-Kriegs-Erziehung – Bundeswehr, raus aus den Schulen!« könnte hier helfen. Lorenz Knorr (1921-2018) fertigte sein Plädoyer für Friedenserziehung als über 90-Jähriger (ca. 2013) für einen Vortrag. Er kam nach 1945 aus der Tschechoslowakei als schwer Kriegsverletzter. Ihm fehlte ein Auge, und er litt an einer Hirnverletzung. Er kämpfte als Antifaschist gegen die Nazis und betätigte sich nach 1945 unverdrossen als »Friedenskämpfer« in der sozialistischen Kinder- und Jugendorganisation »Die Falken« sowie in der von ihm mitbegründeten »Deutschen Friedens Union – DFU« und der antifaschistischen VVN-BdA. Der vorzustellende Text hat meines Erachtens sehr aktuelle Bezüge und kann auch heute orientierend wirken. Leicht kommentiert stelle ich wichtige Passagen und Positionen vor.
Einleitend formuliert Knorr: »In einem Staat, dessen Soldaten mit politischem Auftrag und bei Ignoranz geschichtlicher bzw. völkerrechtlicher Lektionen bzw. völkerrechtlicher Verpflichtungen an Raub-Kriegen teilnehmen, ist nicht nur politische Gegenwehr angesagt. Auch pädagogischer Widerstand ist erforderlich. Die Mitwirkung an Raubkriegen darf nicht zur Selbstverständlichkeit verkommen. Dies ist umso wichtiger, als die ›Bundeswehr‹ – die keineswegs die im Grundgesetz (GG) fixierte ›Verteidigung‹ realisiert – in vielen Schulen Militarisierung betreibt! Speziell ausgebildete Jugendoffiziere versuchen, die nachwachsende Generation für ihr Mordhandwerk zu gewinnen. Dies mit dem gezielten Versuch, das Technik-Interesse vieler Jungs, aber auch Mädchen zu instrumentalisieren und Ausbildungsmöglichkeiten in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit zu versprechen. Die weitere Militarisierung der Gesellschaft wird nun auch in den Schulen praktiziert! Noch nicht in allen.
Dabei blenden die Jugendoffiziere total aus, dass keines der bestehenden Weltprobleme mit militärischen Mitteln zu lösen ist: weder Hunger noch Seuchen, weder Analphabetismus noch fehlendes Trinkwasser. Das Gegenteil von Problemlösungen wird durch kostspielige Rüstungen erreicht: die für humane Zwecke erforderlichen Ressourcen vergeudet man für Militär, Rüstung und Kriege.«
Da die Bundeswehr in Ausbildungsmessen, im unterrichtlichen Geschehen stärker präsent sein wird, fordert er Lehrerinnen und Lehrer sowie die Gewerkschaft »Erziehung und Wissenschaft« zu widerständigem Verhalten auf. »Die Jugendoffiziere stellen sich in den Schulen als ›Sicherheits-Experten‹ vor! Das klingt für manche werbend, obwohl nicht geklärt wird, wessen Sicherheit geschützt wird bzw. vom Militär geschützt werden soll. Der Begriff ›Sicherheit‹ wird nicht mit konkretem Inhalt gefüllt; er dient lediglich der Irreführung.« Das Ausweichen der Jugendoffiziere vor der Definition von Sicherheit und ihr Werben für Militär, Rüstung und Kriege (als »Hilfe und Förderung von Demokratie und Ausschaltung des Terrorismus«) belege jedoch, dass sie »Experten für Unsicherheit« seien. Der Bundeswehr sei generell abzustreiten, dass sie »Sicherheit« gewährleistet.
Gerade auch im aktuellen Ukraine-Konflikt zeigt sich, dass z. B. die Rüstungsschmiede Rheinmetall der größte Gewinner ist. Das sei zu thematisieren: »Die deutsche Geschichte belegt mit vielen Beispielen – siehe 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945! –, dass Militär im Dienst der Kapitalherren stets Unsicherheit für die Völker brachte. Das ist heute nicht anders. Viele Zivilisten, die (…) irrtümlich oder bewusst gemordet wurden und werden, aber auch die wachsende Zahl von getöteten Soldaten und der riesige Verschleiß von Ressourcen zeigen die Produktion von Unsicherheit deutlich an! Gewinner sind die Rüstungsproduzenten und andere Privilegierte.«
Gerade in dieser hocheskalierten Weltlage sei »Friedens-Erziehung« neu zu beleben: »Die herkömmliche Friedenserziehung in der Alt-BRD bis 1990 bewirkte zweifellos manches Positive; sie zeigte jedoch auch deutliche Schwächen! Sie war vorwiegend pazifistisch, nicht antimilitaristisch angelegt. Sie zielte auf die Ausschaltung jeder Gewalt, vernachlässigte jedoch die realen Konflikt- und Kriegsursachen. Pazifismus ist bekanntlich ein Produkt des progressiven Teils des Bürgertums, gerichtet gegen jede Gewalt: Prinzipiell! Die revolutionäre Arbeiterbewegung erklärte sich auch gegen Gewalt: diese war jedoch vorhanden und richtete sich auch gegen die aufsteigenden Akteure des Proletariats. ›Wir beginnen keine Gewalt!‹, war eine Losung. Wenn aber gegen uns Gewalt angewendet wird, ›schlagen wir zurück, dass dem Angreifer unmöglich gemacht wird, weiter Gewalt gegen uns anzuwenden!‹ So verhielt sich auch die Anti-Hitler-Koalition 1945! Zu Recht! Und notgedrungen.
Nachfolgend vorgestellte »Positionen der Anti-Kriegs-Erziehung« gelten auch heute noch:
»Eroberungs- und Raubkriege sind Praktiken der Barbaren. Kultivierte Menschen und Völker regeln unvermeidliche Interessenwidersprüche mittels Verhandlungen. ›Lieber ein Jahr verhandeln als eine Woche Krieg führen!‹ lautete einst eine einprägsame Losung.
Kriege hängen unvermeidlich mit der jeweiligen Sozialstruktur zusammen. Wo privilegierte Minderheiten herrschen, vor allem im Kapitalismus mit seinen ungestümen Expansionstendenzen, sind Kriege nur dann zu vermeiden, wenn starke Basiskräfte zielklar und unermüdlich in das Geschehen eingreifen, wenn sie Kriegstreiber in die Schranken weisen.
Im Atomzeitalter könnten Kriege, wenn man neueste Vernichtungsmittel einsetzt, zum Untergang der Menschheit führen! Gleichwohl führt man unterhalb des gewaltigen Vernichtungspotentials Raub- und Eroberungskriege. Der Kampf um Rohstoffe und strategisch wichtige Zonen kennzeichnet das gegenwärtige Morden. Die USA z. B. wehrt sich auch mit Kriegen gegen ihr unvermeidliches Absteigen als dominierende Weltmacht. Kleinere regionale Konflikte arten oft zu Kriegen aus, wobei die Interessen von Großmächten nicht zu gering zu bewerten sind.
Wirkungsvolle Anti-Kriegs-Erziehung sollte verdeutlichen, dass das alte ›ius ad bellum‹, das angebliche ›Recht auf Krieg‹ aus der Zeit der aufkommenden Nationalstaaten und der voratomaren Epoche stammt. Es ist der totale Widerspruch zur Herrschaft und Vernunft und zum Vorrang des Rechts! Das traditionelle ›si vis pacem para bellum‹, das ›Willst du Frieden, so sei kriegsbereit!‹ ist ebenfalls ein Produkt aus der Zeit, wo militärisches Kräftemessen ohne Rücksicht auf die Menschenopfer als ›Großes Spiel der Könige‹ galt.
Anti-Kriegs-Erziehung sollte die vielfältigen Ursachen gegenwärtiger militärischer Gewaltanwendung aufzeigen – und Wege, wie diese Noch-Ursachen von Kriegen politisch zu überwinden sind: was auch mit den jeweiligen Machtverhältnissen zusammenhängt! Anti-Kriegs-Erziehung wird die immensen Kosten von Rüstung, Militär und Kriegen aufzeigen und dem Nachwuchs plausibel nahebringen, was alles zu finanzieren wäre, wenn die Rüstungs-, Militär- und Kriegskosten umfunktioniert würden (…).
Anti-Kriegs-Erziehung sollte primär nahebringen, dass an jeder Gewehrkugel, an jeder Geschütz-Granate, an jeder Flieger-Bombe und an jedem Schiffs-Torpedo die Rüstungs- bzw. Kriegs-Industrie enorme Profite einstreicht! Die Menschen und Völker bezahlen mit Gut und Blut, was bei den Kriegsproduzenten ›die Kasse klingeln lässt‹. Wo Kapital über alle Grenzen akkumuliert, stößt es auf fremdes Kapital. Werden beide von militärischer Macht ›geschützt‹, ist der Krieg nicht fern. Der Kampf um Rohstoffe, Einflussbereiche und Kapitalanlagemöglichkeiten, typisch für die Profitwirtschaft, brachte und bringt stets Kriege mit sich.
Eine gerecht strukturierte Gesellschaft bedarf der Kriege nicht. Alle möglichen internationalen Streitfragen sind auf dem Wege der Verhandlungen auszugleichen! Eben diese gehört zum ABC der Anti-Kriegs-Erziehung-Erziehung! Es wäre dringend an der Zeit, dass sich Eltern-Gemeinschaften der Anti-Kriegs-Erziehung annähmen oder dass sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dieser Aufgabe stellte. Gegen die derzeitige Staatsmacht und das Drängen der ›Bundeswehr‹, den Unterricht noch stärker als bisher zu militarisieren, ist Gegenmacht angesagt. Alle Formen der Militarisierung sind konsequent zu bekämpfen: mit einem klaren Pro für einen gerechten Frieden!«