Pünktlich um 10:40 Uhr wurde am 24. Oktober in Gegenwart von einem Gerichtsmediziner und fünf Arbeitern die eineinhalb Tonnen schwere Grabplatte der Ruhestätte des Diktators Francisco Franco in der Basilika des »Valle de los Caídos« (Tal der Gefallenen) zur Seite geschoben, um seine Überreste zu entnehmen. Unter den dreißig Anwesenden, die bei der Graböffnung erlaubt waren, Francos Enkel. Von den Angehörigen wurden die sterblichen Überreste im Sarg zu einem grauen Leichenwagen getragen. Per Hubschrauber erreichte der Diktator dann im weiteren Verlauf seine letzte Ruhestätte im Familien-Mausoleum. Auf dem Friedhof El Pardo-Mingorrubio hatten sich zahlreiche spanische Altfaschisten mit Rot-Gelb-Rot-Fahnen eingefunden und begleiteten mit erhobener rechter Hand und »Franco«-Rufen die zweite Franco-Bestattung.
Mit dem Bau des »Valle de los Caídos« war nach Ende des spanischen Bürgerkriegs begonnen worden. Die Bauarbeiter waren republikanische Gefangene – zahlreiche Zwangsarbeiter wurden von herabstürzenden Felsen getötet. Zum 20. Jahrestag des Franco-Sieges über die Republik im März 1959 wurde das Bauwerk geweiht. Nicolás Sánchez-Albornoz, Jahrgang 1926 und einer der letzten Überlebenden der Zwangsarbeiter, sagte: »Francos Exhumierung ist für mich nach Jahrzehnten ein bittersüßer Moment.«
Was passiert aber mit den 33.833 anderen Toten wie mit José Antonio Primo de Rivera, der 1959 hier beigesetzt wurde? Auch die weitere Verwendung des Mausoleums ist bis heute nicht geklärt. Die Kosten des Valle tragen bisher die spanischen Steuerzahler. Was im Land fehlt, ist ein Mahnmal für die Opfer des spanischen Bürgerkriegs, der vom 17. Juni 1936 bis zum 1. April 1939 dauerte. Bis heute ruhen noch immer über 200.000 nicht bestattete Opfer des Bürgerkrieges in der Erde Spaniens.