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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Francos Sommerpalast

Spä­te­stens am 10. Dezem­ber, so der Rich­ter­spruch, muss die Fami­lie Fran­co die ehe­ma­li­ge Som­mer­re­si­denz »Pazo de Meirás« des Dik­ta­tors im Nord­we­sten Spa­ni­ens zurück­ge­ben. Andern­falls, heißt es im Gerichts­be­schluss, wird »die Räu­mung sofort durchgeführt«.

Wenn das Urteil Bestand hat, wird in Spa­ni­en Rechts­ge­schich­te geschrie­ben. Es ist das erste Mal, dass Fran­cos Nach­kom­men etwas zurück­ge­ben müs­sen, was sich die Fami­lie in den Jah­ren der Dik­ta­tur ange­eig­net hat. Für die spa­ni­sche Regie­rung ist der juri­sti­sche Erfolg ein wei­te­rer Mei­len­stein bei der Auf­ar­bei­tung der Franco-Diktatur.

Im Jahr 1938 – noch tob­te der bru­ta­le Bür­ger­krieg – schenk­te das »Volk von La Coru­ña« dem Gene­ra­lis­si­mo Fran­co den Land­sitz »Pazo de Meirás«, aller­dings nicht ganz frei­wil­lig. Es wur­de Druck aus­ge­übt, es kam zur Ent­eig­nung. Die Schrift­stel­le­rin Emi­lia Par­do Bar­zán hat­te den Palast mit sei­nen drei Tür­men Ende des 19. Jahr­hun­derts als Zufluchts­ort auch für Kol­le­gen erbau­en las­sen. Das Schloss nutz­te Fran­co nach dem Ende des Bür­ger­kriegs als Som­mer­re­si­denz, hielt hier auch Kabi­netts­sit­zun­gen ab, ver­erb­te es schließ­lich an sei­ne Nach­kom­men. In ihrem Urteil erklär­te die Rich­te­rin Mar­ta Cana­les die Schen­kung an das selbst­er­nann­te Staats­ober­haupt Fran­cis­co Fran­co für nich­tig. Auch von einem Kauf kön­ne nicht die Rede sein. In der Urteils­be­grün­dung steht: »Fran­co zahl­te nichts, Fran­co kauf­te nichts.«

In Spa­ni­en hieß es lan­ge, Fran­cis­co Fran­co sei ein genüg­sa­mer Mensch gewe­sen, dem Pese­tas nicht son­der­lich wich­tig waren. Mit die­ser Mär räum­ten Histo­ri­ker auf. Sie zeig­ten, wie aus einem ein­fa­chen Sol­da­ten Fran­co ein Mul­ti­mil­lio­när wur­de. Der gali­cische Abge­ord­ne­te Lou­is Bará warnt vor der kom­men­den Umzugs­ak­ti­on der Fran­cos. Die Zei­tung Voz de Gali­cia schreibt: »Mit fünf­zig Last­wa­gen wol­len Fran­cos Erben Gemäl­de, Wand­tep­pi­che und Bücher aus dem Palast abho­len.« Bará for­dert die Regie­rung von Gali­ci­en zu Vor­sichts­maß­nah­men auf, es sei zu befürch­ten, dass Kul­tur­gü­ter mit ver­schwin­den könn­ten wie die zwei roma­ni­schen Figu­ren von Abra­ham und Isaak. Einst gehör­ten sie zum »Por­ti­kus der Herr­lich­keit« der Kathe­dra­le von Sant­ia­go de Com­po­ste­la und fan­den auf dubio­sem Weg in den Gar­ten von Fran­cos Sommerresiden.