Spätestens am 10. Dezember, so der Richterspruch, muss die Familie Franco die ehemalige Sommerresidenz »Pazo de Meirás« des Diktators im Nordwesten Spaniens zurückgeben. Andernfalls, heißt es im Gerichtsbeschluss, wird »die Räumung sofort durchgeführt«.
Wenn das Urteil Bestand hat, wird in Spanien Rechtsgeschichte geschrieben. Es ist das erste Mal, dass Francos Nachkommen etwas zurückgeben müssen, was sich die Familie in den Jahren der Diktatur angeeignet hat. Für die spanische Regierung ist der juristische Erfolg ein weiterer Meilenstein bei der Aufarbeitung der Franco-Diktatur.
Im Jahr 1938 – noch tobte der brutale Bürgerkrieg – schenkte das »Volk von La Coruña« dem Generalissimo Franco den Landsitz »Pazo de Meirás«, allerdings nicht ganz freiwillig. Es wurde Druck ausgeübt, es kam zur Enteignung. Die Schriftstellerin Emilia Pardo Barzán hatte den Palast mit seinen drei Türmen Ende des 19. Jahrhunderts als Zufluchtsort auch für Kollegen erbauen lassen. Das Schloss nutzte Franco nach dem Ende des Bürgerkriegs als Sommerresidenz, hielt hier auch Kabinettssitzungen ab, vererbte es schließlich an seine Nachkommen. In ihrem Urteil erklärte die Richterin Marta Canales die Schenkung an das selbsternannte Staatsoberhaupt Francisco Franco für nichtig. Auch von einem Kauf könne nicht die Rede sein. In der Urteilsbegründung steht: »Franco zahlte nichts, Franco kaufte nichts.«
In Spanien hieß es lange, Francisco Franco sei ein genügsamer Mensch gewesen, dem Pesetas nicht sonderlich wichtig waren. Mit dieser Mär räumten Historiker auf. Sie zeigten, wie aus einem einfachen Soldaten Franco ein Multimillionär wurde. Der galicische Abgeordnete Louis Bará warnt vor der kommenden Umzugsaktion der Francos. Die Zeitung Voz de Galicia schreibt: »Mit fünfzig Lastwagen wollen Francos Erben Gemälde, Wandteppiche und Bücher aus dem Palast abholen.« Bará fordert die Regierung von Galicien zu Vorsichtsmaßnahmen auf, es sei zu befürchten, dass Kulturgüter mit verschwinden könnten wie die zwei romanischen Figuren von Abraham und Isaak. Einst gehörten sie zum »Portikus der Herrlichkeit« der Kathedrale von Santiago de Compostela und fanden auf dubiosem Weg in den Garten von Francos Sommerresiden.