In diesen merkwürdigen Corona-Zeiten wird man hellhörig für jedes Anzeichen von Unwohlsein. Wir horchen in unseren Körper hinein. Ein Rumoren im Darm oder ein Brummschädel – gleich fragen wir uns, ob da nicht etwas Ernsthaftes dahintersteckt. Ein Kratzen im Hals ist momentan besonders verdächtig. Manche fühlen sich bereits krank, wenn sie die Krankengeschichte von anderen hören. Aus Mitleid oder Eifersucht? Besonders wir wehleidigen Männer sind dafür anfällig.
Neulich plagte mich eine gewisse Übelkeit, gepaart mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit. War es der abgelaufene Frühstücksjoghurt gewesen? Also ab zum Arzt. Doch zunächst vertiefte ich mich zu Hause ins Studium etlicher Hefte der Apotheken Umschau. Mit dem Erfolg, dass sich meine Symptome als erste Anzeichen für eine schlimme Erkrankung deuten lassen könnten. Derart sensibilisiert konsultierte ich zur Bestätigung der alarmierenden Diagnose Doktor Internet. Bei Übelkeit bot mir Google jedoch über eine Million Treffer. Mit schreckgeweiteten Augen las ich von Herzinfarktrisiko und Gehirntumor. Ich glaubte sofort alle dort beschriebenen Symptome zu spüren. Ängstlich fragte ich mich: Hat der Online-Doktor überhaupt Medizin studiert? Kann er überhaupt eine harmlose Erkältung von einer mittelschweren Katastrophe unterscheiden? Dafür ist seine Praxis aber rund um die Uhr ohne Termin geöffnet.
Schließlich sprach meine Frau ein medizinisches Machtwort: Deine Müdigkeit ist ein eindeutiges Faulenzer-Symptom, um sich vor der Gartenarbeit zu drücken. Und morgen wird auf deinem Laptop eine Männersicherung für medizinische Webseiten installiert.