Man will es einfach nicht glauben …, aber die Corona-Krise verurteilt viele zum Nichtstun. Wer einen Garten hat, ist fein raus. Ansonsten bleibt nur das Aufräumen des Kellers oder der Garage. Während meine Frau sich dem Wäscheschrank und ihren Nähutensilien widmete, war bei mir das Ausmisten des Arbeitszimmers angesagt – und da kam so manches längst Vergessene ans Tageslicht. Alte Zeitschriften, vergilbte Fotos und meine Briefmarkensammlung aus der Schulzeit. In der hintersten Ecke meines Bücherschrankes entdeckte ich schließlich einen dicken Ordner mit Computerausdrucken von Glossen, die ich vor Jahren Woche für Woche für eine hallesche Website geschrieben hatte. Immerhin über 300.
Die erste Glosse hatte ich im Januar 2000 verfasst; sie beschäftigte sich mit dem Thema BSE. Erinnern Sie sich noch? »400.000 Kühe sollen verbrannt werden«, titelte damals die Mitteldeutschen Zeitung. »Kühe als Brennmaterial, wie weit sind wir mit unserer Menschenwürde und dem Gefühl gegenüber der Kreatur gekommen?« fragte ich mich besorgt. Die Zahlen waren monströs und ließen erschaudern. Mit einem Schlag wurde bewusst, wie absurd unser Handeln mitunter ist.
Am Ende meines Textes sprach ich die Hoffnung aus, dass die Zeichen des Wahnsinns erkannt werden. Tatsächlich wurden Forderungen wie zurück zur Natur, zu einer artgerechten und umweltschonenden Tierhaltung laut. Wie sieht die Bilanz nach zwanzig Jahren aus? Ist die Corona-Krise eine Warnung für uns Menschen zur rechten Zeit, die möglichen Folgen unseres Tuns besser zu überdenken? Ich habe meine Zweifel. Wie bei den guten Silvestervorsätzen werden wir in ein paar Monaten oder Jahren von unseren heutigen Absichten kaum noch etwas wissen wollen.