Weihnachten – Fest der Liebe, des Friedens, der Gerechtigkeit. Glitzer, Glanz, Träume, Weihnachtsbäume und Weihnachtsengel – trotz aller Ungewissheiten und Sorgen am Jahresende 2021.
Advent und Weihnachtszeit sind Anlass für besinnliche Stunden, für’s Nachdenken über den Zeitenlauf. Dabei ist es gerade zu Weihnachten nicht verwunderlich, dass uns auf unseren Wegen vielgestaltige Engelsfiguren begegnen. Engel, männlichen und weiblichen Geschlechts, mit wallender Haarpracht und gewaltigen Flügeln auf Schmuckkarten und Schokobüchsen. Aber auch Engelsfiguren mit gehaltvoller Aussage: Paul Klee’s »Angelus Novus« (1920) hat viele kluge Geister zu geschichtsträchtigen Erkenntnissen angeregt, von Walter Benjamin, HAP Grieshaber, Wim Wenders bis Heiner Müller. Und, wie kaum ein anderes von Menschenhand geschaffenes Kunstwerk, regt »Der Schwebende« von Ernst Barlach (1927) zum Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft an.
Bertolt Brecht hat 1952 notiert: »Dass der Engel des Güstrower Ehrenmals mich überwältigt, ist nicht verwunderlich. Er hat das Gesicht der unvergesslichen Käthe Kollwitz. Solche Engel gefallen mir. Und obwohl man weder einen Engel noch einen Mann je hat fliegen sehen, so ist doch das Fliegen glorios dargestellt« (zit. nach Elmar Jansen, Ernst Barlach, Werk und Wirkung, Berlin 1975, S. 498)
Ich kann es nicht anders sagen: Diese erhabene, ganz einfach sachlich-nüchterne und zugleich unendlich schöne schwebende Engelsfigur hat auch mein Nachsinnen über den Lauf der Welt, über Menschenschicksale, über das Gute und den Kampf für die Rechte der Menschen tief beeinflusst.
Die Hitlerfaschisten hatten dieses dem Frieden, dem Kampf gegen Krieg und Gewalt gewidmete Kunstwerk heruntergerissen, zertrümmert. Sie wollten es für immer und ewig vernichten. Der Engel wurde gerettet, erneuert – als Mahnmal der Hoffnung und der Zuversicht – auch für schwierige Zeiten. Auch zu Weihnachten 2021.