Nun, es wird wahr: Drastische Einsparungen für die Berliner Kultur sind beschlossen. Jetzt stellt sich die Frage, die sich die Staats-Kultur-Macher und ihr Volk nicht stellen: Krieg und Kanonen oder Kultur? Ein Protest, so man denn so mutig wäre, könnte sein, ab jetzt nur noch Anti-Kriegsstücke zu inszenieren. Und vor jeder Aufführung wird das Gedicht von Walter Hasenclever: »Die Mörder sitzen in der Oper!« vorgelesen. Auch Rücktritte, wer es sich leisten kann oder will, wären möglich. Auf alles werden wir vergeblich warten.
Da passt es doch gut, dass auch die Kosten für die Stuttgarter Oper aus dem Ruder laufen. Das war jedem Stuttgarter, der nicht ganz blöd ist, also nicht vielen, und ab und zu am Stuttgarter Hauptbahnhof vorbeikommt, völlig klar. Statt einer nun vielleicht zwei Milliarden, aber das ist noch unklar, weil im Interimsbau auf schwierigem Gelände das Kellergeschoß vergessen wurde. Es ist eben das Niveau dieser Politiker, sagen wir mal Politikerinnen, wir sind bei »Kultur«, das sich auf ihre Mitarbeiter auswirkt. Oder war das Absicht? Am Anfang wird kleingerechnet, ist das Projekt angeschoben, wird verdient und zum Schluss: abgerechnet.
Auch hier hätte ich einen Vorschlag: Wir renovieren das Haus im notwendigen Umfang (Schrumpfkur!), derweil werden die nützlichen Mitarbeiter an Jugendhäuser, Schulen, Ballettschulen, Musikschulen und andere Theater gratis verteilt, auch soziale Arbeit (Erstaufnahmeeinrichtungen) ist denkbar. Das wäre eine wirkliche Bereicherung für das Stuttgarter Kulturleben und ein zeitweiliger Ersatz! Die eher nutzlosen Mitarbeiter, z. B. Intendanten und Geschäftsführer etc., leihen wir derweil an die Ukraine aus, dort lernen sie, ihr Vaterland zu lieben.
PS: In der Opernwelt 12/24 werden wieder mal die Füße der Staatsräson geküsst. Vielleicht hofft man dadurch, doch noch als systemrelevant durchzukommen und einen Platz im Bunker zu ergattern: Von einem »verstärkten Aufkommen« eines »niederträchtigen und geschichtsvergessenen Antisemitismus« ist im Editorial die Rede. Also gibt es auch einen nicht niederträchtigen, im Internet finde ich als Gegenteil »angenehm, anständig«, ich breche hier lieber ab. Und geschichtsvergessen? Welche Geschichte wird hier vergessen, die der Palästinenser Ende 40er Jahre bis heute? Zum Unglück tragen unsere führenden Politiker zwar nicht das Grundgesetz, aber dafür die passende Geschichte immer mit sich herum.
Denken Sie sich das Editorial aber nicht zu traurig, am Jahresende darf man wieder an den vielleicht witzigsten Sketsch aller Zeiten erinnern: »The same procedure as every year, James.«