Man will es einfach nicht glauben …, aber wenn man den Fernseher einschaltet, hat man den Eindruck, in Deutschland wird nur noch gemordet. Der Krimi-Anteil im Fernsehen wird immer größer – auch oder gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Mitunter gibt es am Abend zur besten Sendezeit drei oder vier Verbrecherjagden. Selbst der Heiligabend wird zur mörderischen Weihnacht. Ein »krimifreier Tag« im deutschen Fernsehen? Fehlanzeige! Das Verbrechen bringt offenbar Quote – vom »Tatort« bis zu den »Rentnercops«. Da drängt sich die Frage auf: Gibt es nicht noch etwas anderes als Mord und Totschlag? Ach ja, die Kochshows, ohne die das Fernsehen längst nicht mehr auskommt. Johann Lafer, Tim Mälzer, Rainer Sass … man hat den Eindruck: Es gibt mehr Fernsehköche als Fernsehmoderatoren. »Mmmschmecktlecker!« Noch nie wurde im deutschen Fernsehen so viel gekocht, dabei stehen wir Fast-Food-Deutschen immer weniger am heimischen Herd. »Wir schauen Kochsendungen, um nicht mehr selbst kochen zu müssen«, erklärt ein Wissenschaftler die Misere.
Quiz- und Rate-Shows boomen ebenfalls seit Jahren. Hier winkt das schnelle Geld. Studiogäste jubeln euphorisch über jede richtige Antwort, Kunstnebel und Scheinwerfergewitter und zum Finale Glitzerkonfetti. Und schließlich noch die ganzen Casting-, Trödel- und Shopping-Shows … das Fernsehprogramm wird immer öfter ungenießbar.
Von dem ursprünglichen Volksbildungs- und Aufklärungsauftrag ist im deutschen Fernsehen leider nicht mehr viel übriggeblieben. Kein Wunder also, dass sich immer mehr anspruchsvolle Zuschauer vom Fernsehen abwenden. Viele nutzen längst andere Medien.