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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Einfach mal abschalten

Man will es ein­fach nicht glau­ben …, aber wenn man den Fern­se­her ein­schal­tet, hat man den Ein­druck, in Deutsch­land wird nur noch gemor­det. Der Kri­mi-Anteil im Fern­se­hen wird immer grö­ßer – auch oder gera­de bei den öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern. Mit­un­ter gibt es am Abend zur besten Sen­de­zeit drei oder vier Ver­bre­cher­jag­den. Selbst der Hei­lig­abend wird zur mör­de­ri­schen Weih­nacht. Ein »kri­mi­frei­er Tag« im deut­schen Fern­se­hen? Fehl­an­zei­ge! Das Ver­bre­chen bringt offen­bar Quo­te – vom »Tat­ort« bis zu den »Rent­ner­cops«. Da drängt sich die Fra­ge auf: Gibt es nicht noch etwas ande­res als Mord und Tot­schlag? Ach ja, die Koch­shows, ohne die das Fern­se­hen längst nicht mehr aus­kommt. Johann Lafer, Tim Mäl­zer, Rai­ner Sass … man hat den Ein­druck: Es gibt mehr Fern­seh­kö­che als Fern­seh­mo­de­ra­to­ren. »Mmm­schmecktlecker!« Noch nie wur­de im deut­schen Fern­se­hen so viel gekocht, dabei ste­hen wir Fast-Food-Deut­schen immer weni­ger am hei­mi­schen Herd. »Wir schau­en Koch­sen­dun­gen, um nicht mehr selbst kochen zu müs­sen«, erklärt ein Wis­sen­schaft­ler die Misere.

Quiz- und Rate-Shows boo­men eben­falls seit Jah­ren. Hier winkt das schnel­le Geld. Stu­dio­gä­ste jubeln eupho­risch über jede rich­ti­ge Ant­wort, Kunst­ne­bel und Schein­wer­fer­ge­wit­ter und zum Fina­le Glit­zer­kon­fet­ti. Und schließ­lich noch die gan­zen Casting-, Trö­del- und Shop­ping-Shows … das Fern­seh­pro­gramm wird immer öfter ungenießbar.

Von dem ursprüng­li­chen Volks­bil­dungs- und Auf­klä­rungs­auf­trag ist im deut­schen Fern­se­hen lei­der nicht mehr viel übrig­ge­blie­ben. Kein Wun­der also, dass sich immer mehr anspruchs­vol­le Zuschau­er vom Fern­se­hen abwen­den. Vie­le nut­zen längst ande­re Medien.