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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Ein öffentlicher Bücherschrank

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber wenn ich in der Stadt bin, gehört ein Besuch der Bücher­te­le­fon­zel­le auf dem hal­le­schen Markt­platz zu mei­nem Pflicht­pro­gramm. Obwohl die gro­ße Buch­hand­lung nur ein paar Schrit­te ent­fernt ist, in der es ungleich mehr Lese­stoff gibt, übt die unge­wöhn­li­che Loca­ti­on doch einen Reiz aus. Sie bie­tet zwar nur für eine Per­son Platz, und manch­mal heißt es auch, sich in eine War­te­schlan­ge ein­zu­rei­hen, denn sie ist Anlauf­stel­le für vie­le Lese­rat­ten. Des­halb gab es schon den Vor­schlag, dane­ben eine Bank auf­zu­stel­len. Da könn­te man sich in ein aus­ge­such­tes Buch erst ein­mal hin­ein­ver­tie­fen, wäh­rend ein ande­rer Inter­es­sent der­wei­len die ange­bo­te­nen Bestän­de durchstöbert.

Inzwi­schen gibt es in Deutsch­land weit über 3.000 sol­cher öffent­li­chen Bücher­schrän­ke, meist aus­ran­gier­te Tele­fon­zel­len. Hal­le besitzt seit Jah­ren sogar eine ori­gi­na­le Lon­do­ner in knal­li­gem Rot. Das 800 Kilo­gramm schwe­re Bücher­do­mi­zil wird seit­dem von den Hal­len­sern auch rege angenommen.

Die Aus­lei­he ist gra­tis. Jeder ist herz­lich ein­ge­la­den, kann in alten Schmö­kern blät­tern und sich kosten­los bedie­nen. Natür­lich ist Bücher­nach­schub aus dem hei­mi­schen Regal will­kom­men, sonst funk­tio­niert die Idee ja nicht. Doch die Bücher soll­ten schon noch halb­wegs in Ord­nung sein, denn so eine öffent­li­che Mini-Biblio­thek ist kei­ne Papier­ent­sor­gungs­stel­le. Man­che Zeit­ge­nos­sen sind aller­dings kei­ne Lese­rat­ten, son­dern nei­gen eher zu Van­da­lis­mus, und so müs­sen die ehren­amt­li­chen Mit­glie­der des Ver­eins »Freun­de der Stadt­bi­blio­thek Hal­le e. V.« immer wie­der klei­ne und grö­ße­re Schä­den, bis zum mut­wil­li­gen Schei­ben­bruch, ausbessern.